Trainer-Dino Schröder will DFB-Pokal zum Abschied

Potsdam (dpa) - 24 Titel sind ihm nicht genug. Trainer-Dino Bernd Schröder will mit einem weiteren Coup auf der Bühne des Frauen-Fußballs sein Karriere-Ende einläuten.

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„Wir brauchen den Titel. Eigentlich sind wir mal wieder dran“, sagte der kantige Potsdamer vor dem Pokalfinale seiner Turbinen in Köln gegen den VfL Wolfsburg. Doch blauäugig geht der dienstälteste deutsche Fußball-Coach der Meisterklasse nicht in das Duell: „Wir sind der Außenseiter. Das Spiel wird durch die Psyche entschieden.“

Der Trainer-Fuchs, der mitunter auch als ewiger Nörgler wahrgenommen wird, weil er nie mit seiner Meinung hinter dem Berg hält, kündigte die „Flucht nach vorne“ an: „Ein 5:6 ist mir lieber als ein 0:1.“ In der Meisterschaft kassierte Spitzenreiter Wolfsburg nur eine Niederlage und ganze drei Gegentore. „Alle gegen uns“, bemerkte Schröder nicht ohne Stolz und zieht daraus Zuversicht.

Zugleich dementierte er wenige Tage vor dem Saison-Höhepunkt, dass er nach seinem für 2016 angekündigten Trainer-Rücktritt im Turbine-Vorstand mitarbeiten könnte. „Man muss loslassen können. Jede zu große Nähe nach einer so langen Zeit im Verein wäre nicht nützlich“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Vizepräsident Timo Jacob hatte in Aussicht gestellt, dass der 72 Jahre alte Trainer nach dann 45 Jahren im Verein in die Führungsetage aufrücken könnte.

„Der neue Trainer muss dann das Zepter voll übernehmen, ich will da nicht mehr reinreden“, erklärte Schröder, der in der Szene als „harter Hund“ und bei manchen gar als „Diktator“ gilt. „Ja, diese Legenden halten sich hartnäckig“, räumt er mit einem Schmunzeln ein.

Aussagen seiner Spielerinnen bestätigen, dass Schröder als Trainer bestimmt nicht jedermanns, oder besser jeder Frau, Freund ist. „Man muss als Spielerin schon etwas gestanden sein, um nicht gleich loszuheulen“, berichtete Ex-Nationalspielerin Conny Pohlers, die nach 13 Jahren bei Turbine den Club 2007 in Richtung Frankfurt verließ. „Entweder man zieht mit, oder man ist nicht mehr lange hier“, berichtete auch Tabea Kemme in einer Reportage des rbb.

Ihr Coach macht keinen Hehl daraus, dass er von Demokratie auf dem Spielfeld nicht viel hält. „Alle, die uns verlassen haben, weil ihnen das Training zu unbequem erschien, haben erkennen müssen, dass man auch woanders ohne harte Arbeit nicht erfolgreich ist“, unterstrich er. Der Erfolg gibt ihm recht. Nach sechs Titeln mit der Betriebssportgemeinschaft Turbine in den 80ern erntete er nach der Wende mit seinen Damen reichlich Titel: sechsmal deutscher Meister, Champions-League-Sieger 2005 und 2010, drei Pokalsiege und sieben DFB-Hallenpokale zieren seine Bilanz.

Dennoch verließen viele Top-Stars Turbine, weil sie mit Schröders Art nicht klarkamen oder andernorts mehr verdienten. Gleich im Dutzend zog es Auswahlspielerinnen zum Rivalen 1. FFC Frankfurt. „Trotzdem sind wir damals viermal in Folge Meister geworden“, erzählte Schröder. Im Pokalfinale von Köln stehen allein sechs Damen im Wolfsburger Kader, die zuvor bei Turbine kickten: Weltfußballerin Nadine Keßler, Babett Peter, Viola Odebrecht, Isabel Kerschowski, Julia Simic und Weltmeisterin Yuki Ogimi formte Schröder zu Stars.

Dass der unbequeme Schröder, der auch Auswahltrainerin Sylvia Neid oft hart attackierte, in den zurückliegenden 44 Jahren für seinen Verein ehrenamtlich arbeitete und keinen Pfennig oder Cent beanspruchte, dürfte auf dieser Spitzenebene einmalig sein. „Das glaubt mir kein Mensch“, bemerkte Schröder. Bis zum 60. Lebensjahr arbeitete er im Hauptjob für Energieversorger, danach bezog er Frührente. Seit den 70er Jahren bewohnt er mit seiner Frau eine bescheidene 62-Quadratmeter-Wohnung in der Platte von Potsdam-West. „Personenkult ist nicht mein Ding“, sagte er dazu.