WM-Qualifikation: 9:0-Auftaktsieg gegen Russland
Cottbus (dpa) - Am Ende spielten sich die deutschen Fußball-Frauen in einen Rausch. Zum Auftakt der WM-Qualifikation ließ der achtmalige Europameister dem Gegner aus Russland beim 9:0 (4:0) in Cottbus nicht den Hauch einer Chance.
54 Tage nach dem EM-Titelgewinn in Schweden war die Mannschaft von Bundestrainerin Silvia Neid in allen Belangen überlegen, schoss die Tore fast wie im Training heraus und demonstrierte: In Europa sind wir weiter eine absolute Macht.
„Ich bin total froh und zufrieden, dass wir alles so umgesetzt haben, wie wir uns das vorgenommen haben“, sagte Neid. „Wir haben drei Punkte und neun Tore. Das war ein guter Start in Richtung WM in Kanada.“
Celia Sasic (22./Foulelfmeter), je zweimal Nadine Keßler (25./85.) und Dzsenifer Marozsan (26./37.), die eingewechselten Fatmire Bajramaj (73.), Melanie Leupolz (76.), Lena Goeßling (80.) sowie Bianca Schmidt (87.) erzielten die Treffer vor 10 031 begeisterten Zuschauern im Stadion der Freundschaft. Mit dem klaren Erfolg gegen den vermeintlich stärksten Gegner setzte die deutsche Elf in der Qualifikationsgruppe 1 sofort ein wichtiges Zeichen.
„Das war ein sensationelles Spiel. Ich hatte keine Langeweile“, sagte Torfrau Nadine Angerer mit einem Lächeln auf den Lippen. Europas Fußballerin des Jahres musste nicht einmal ernsthaft eingreifen. Doppel-Torschützin Keßler meinte: „Wir haben den Schwung des EM-Titels mitgenommen. Wir alle haben uns darauf gefreut, wieder für Deutschland zu spielen. Dazu kam die gigantische Stimmung mit dem Publikum - das hat gepasst.“
Auch ohne das verletzte EM-Quartett Jennifer Cramer, Svenja Huth, Josephine Henning und Anja Mittag übernahm das DFB-Team vor eigenem Publikum sofort das Kommando. Mit schnellen Kombinationen überwand die DFB-Elf das Mittelfeld und erspielte sich sogleich einige Chancen gegen das seit der EM im Umbruch befindliche russische Team.
Den ersten Schuss gab Simone Laudehr (10.) ab, der Ball strich knapp links am Tor vorbei. Doch die Offensivbemühungen wurden bereits wenig später belohnt, als Ksenia Tsibutowitsch im Strafraum Lena Lotzen zu Fall brachte. Den fälligen Strafstoß verwandelte Celia Sasic - noch besser bekannt unter ihrem Mädchenname Okoyino da Mbabi - gewohnt sicher. Bis zur Pause spielte das Neid-Team, das im Vergleich zum EM-Finale gegen Norwegen (1:0) nur auf einer Position verändert begann, die Russinnen leicht und locker an die Wand.
Die logische Folge waren die Treffer zwei, drei und vier: Erst setzte sich Keßler sogar im Liegen gegen drei Abwehrspielerinnen durch und bugsierte den Ball vorbei an Torhüterin Julia Gritschenko ins Netz. Eine Minute später zirkelte Spielmacherin Marozsan den Ball aus 19 Metern so platziert in den Winkel, dass Russlands Nummer zwei chancenlos war.
So war die Partie zur Freude der fast 10 000 Fans schon nach weniger als einer halben Stunde entschieden. Mit ihrem zweiten Tor erhöhte Marozsan noch vor dem Halbzeitpfiff nach glänzender Vorarbeit von Laudehr auf 4:0. Zudem hatte Leonie Maier Pech bei einem Schuss an die Unterkante der Latte, als der Ball womöglich sogar hinter der Torlinie aufsprang.
Im zweiten Abschnitt bot sich dasselbe Bild. Deutschland stürmte, Russland kam kaum aus der eigenen Hälfte heraus. Und mit den wenigen Halb-Chancen der Russinnen hatte Angerer trotz mangelnder Spielpraxis keinerlei Mühe. Das einzige Manko war beim Europameister in der zweiten Spielhälfte zunächst die Chancenverwertung. Das änderte sich aber in der Schlussphase: Die eingewechselten Bajramaj und Leupolz feierten noch ihre Erfolgserlebnisse und machten das halbe Dutzend voll, danach trafen auch noch Goeßling, Keßler und Schmidt.