Zwanziger: Nachwuchs und Bundesliga fördern

Frankfurt/Main (dpa) - Bei Häppchen aus dem Land des Weltmeisters Japan servierte DFB-Theo Zwanziger mit Nachdruck seine Forderungen für eine erfolgreiche Zukunftsgestaltung des deutschen Frauenfußballs, und auch die Kritiker aus der Bundesliga mahnten drei Tage vor dem Saisonstart Reformen an.

„Wir brauchen Nachwuchsförderung ohne Ende und eine stärkere Professionalisierung der Bundesliga. Das wird nicht von einem Tag auf den anderen gehen, sondern eine Daueraufgabe sein“, sagte Zwanziger bei der festlichen WM-Nachlese des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Bernd Schröder, Trainer des deutschen Meisters Turbine Potsdam, stellte ebenfalls konkrete Forderungen auf. „Es muss zwischen der Liga und den verantwortlichen Trainern der Nationalmannschaften - auch der U 19 und U 20 - einen Konsens geben. Wir haben mindestens eine Drei-Klassen-Gesellschaft. Das Gesamtniveau können wir nur heben, wenn auch der Unterbau besser wird“, sagte Schröder in einem Interview der Nachrichtenagentur dpa.

Auch Siegfried Dietrich, Manager von Pokalsieger und Vizemeister 1. FFC Frankfurt, sieht Handlungsbedarf. „Wir als Ligavertreter wollen enger mit der Bundestrainerin zusammenarbeiten und wünschen uns, dass es auch umgekehrt so ist“, erklärte Dietrich. „Das Entscheidende ist, dass wir jetzt mit der Bundestrainerin sprechen müssen. Dass wir eine Art runden Tisch brauchen“, meinte Schröder.

Bevor es zum angestrebten Treffen mit Silvia Neid kommt, will die am Montag aus dem Urlaub zurückgekehrte Bundestrainerin jedoch eine tiefgreifende WM-Analyse vornehmen. „Ich musste erst einmal alles sacken lassen, habe das aber immer noch nicht ganz verdaut und verarbeitet“, räumte Neid im Rückblick auf das Viertelfinal-Aus gegen Japan und die damit verpasste Olympia-Qualifikation ein.

Rückendeckung erhielt sie von Zwanziger: „Was sie für den deutschen Frauenfußball geleistet hat, ist von niemandem zu übertreffen. Die Enttäuschung trifft sie am allermeisten. Da war es logisch, dass sie nicht gleich in die Rolle des Chefkritikers geschlüpft ist.“

Dennoch geht Neid voller Tatendrang an die neuen Herausforderungen heran. „Wir sind leider nicht bei Olympia dabei, deshalb müssen wir jetzt die Qualifikation für das nächste Turnier anstreben. Das ist die EM 2013 in Schweden“, sagte sie.

In der Vorbereitung muss dann sicher einiges anders laufen. Schröder legte den Finger schon einmal in die Wunde: „Es kann doch nicht sein, dass die ersten vier der Weltmeisterschaft Länder sind, die ihre Spielerinnen bis fast zuletzt in den Clubs vorbereitet haben. Das ist sehr verdächtig. Da müssen wir uns verständigen: Was machen wir mit der Liga?“, sagte er.

Die Vorgaben von Verbandsseite sind klar. „Wir müssen die Nationalmannschaft als Flaggschiff stark halten. Es gilt, nachhaltig, intensiv, mit Augenmaß aber auch Nachdruck an einer tollen Sache weiterzuarbeiten“, erklärte Zwanziger. Denn trotz der erfolgreichen WM-Ausrichtung rechnet er nicht mit einem Boom im Frauenfußball. „Es wird nicht sein, dass in den nächsten zehn Jahren so viele Mädchen Fußball spielen wie Jungen“, sagte der DFB-Boss.