„Bitterer“ Punktgewinn Frustrierte Spanier wollen Sieg in Albanien
Turin (dpa) - Spaniens Frust soll nun am Sonntag der nächste Gegner Albanien zu spüren bekommen. „Wir haben hier den Sieg verschenkt, wir sind wütend“, sagte der Fußball-Nationalspieler Sergio Busquets nach dem 1:1 im WM-Qualifikationsspiel gegen Italien mit ernster Miene.
Trotz zum Teil drückender Überlegenheit hatte „La Roja“ in Turin kurz zuvor die Revanche für die EM-Achtelfinalpleite vor gut drei Monaten (0:2) verpasst. „Dieser Punkt hat einen bitteren Geschmack“, titelte am Freitag die Sportzeitung „Marca“.
Im dritten Spiel unter dem neuen Trainer Julen Lopetegui zeigte der Weltmeister von 2010 lange Zeit, dass er auf dem bestem Wege ist, nach den Pleiten bei der WM 2014 und der EM im vorigen Sommer zu alter Stärke zurückzufinden. „Es war eine Fußball-Lehrstunde“, befand „Marca“. Stürmer Vitolo brachte die Gäste nach einem Patzer von Italiens Kapitän und Keeper Gianluigi Buffon, der über den Ball trat, in der 55. Minute hochverdient in Führung. Aber kurz vor Schluss verursachte Sergio Ramos leichtfertig einen Foulelfmeter an Eder und Daniele De Rossi glich aus (82.).
Ein Eklat überschattete aber bei den Italienern den glücklichen Punktgewinn: Graziano Pellè flog nach verweigerten Handschlag mit Trainer Giampiero Ventura aus dem Kader. Der Stürmer werde wegen „respektlosen Verhaltens“ nicht im Aufgebot für die Partie am Sonntag gegen Mazedonien stehen, teilte der Verband (FIGC) mit.
Die Überlegenheit der Spanier über weite Strecken des Südeuropa-Derbys erklärt die so gegensätzlichen Gefühle nach dem Abpfiff. Die italienischen Medien stellten fest, De Rossi & Co. seien noch weit von der Weltspitze entfernt. Der Kampfgeist der Hausherren wurde aber hervorgehoben: „Herz Italien“, titelte etwa „Tuttosport“. „Das ist ein sehr gutes Ergebnis für uns“, meinte Trainer Ventura, der wieder Catenaccio spielen lässt und die Pflichtspiel-Heimserie der Squadra Azzurra ohne Niederlage auf 61 ausbauen konnte.
Ganz miese Stimmung herrschte derweil in der Gäste-Kabine. „Ein Remis in Italien ist eigentlich nie ein schlechtes Ergebnis, aber wir sind traurig“, meinte Mittelfeldmann Koke. Stürmer Álvaro Morata klagte: „Wir hätten mehr verdient.“ „Italien ist uns entwischt“, schrieb auch die Zeitung „AS“. Lopetegui hatte eine Erklärung parat: „Wenn du Italien nicht ausknockst, haben die immer ein Leben übrig.“
Die spanischen Spieler um Andrés Iniesta und David Silva wurden von den Medien daheim in den höchsten Tönen gelobt. Ein Sündenbock wurde aber schnell gefunden. Abwehrmann Ramos habe sich beim Elfmeter „dumm“ angestellt und sei oft brutal eingesteigen, schrieb nicht nur „Mundo Deportivo“. „Marca“ fragt: „Was ist mit Ramos los?“
Der Real-Profi blickte schon auf den nächsten Gegner Albanien, der beide Spiele gewann und mit zwei Zählern Vorsprung vor Spanien und Italien in der Gruppe G ganz oben steht. „Diejenigen, die mich gern kritisieren, sollen es jetzt genießen. Bald werde ich allen wieder den Mund stopfen“, sagte Ramos. Aber Busquets warnte vor der Partie am Sonntag: „Auch Albanien wird nicht leicht.“