Hinkel und Co.: Ex-Nationalspieler auf Jobsuche

Berlin (dpa) - „Ablösefreier Ex-Nationalspieler im besten Fußballeralter sucht Verein.“ So könnte eine Stellenanzeige von Andreas Hinkel lauten. Eine Anzeige, auf die derzeit keiner antwortet.

So wie dem 29-Jährigen ergeht es einigen weiteren Profis, die vor nicht allzu langer Zeit im DFB-Trikot geglänzt hatten. „In der Bundesliga haben es etablierte Profis zur Zeit schwer, auch aufgrund höherer Gehaltsvorstellungen“, erklärt Ulf Baranovsky, der Geschäftsführer der Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VdV), die Schwierigkeiten von Hinkel und Co. bei der Jobsuche.

Dabei sind die einstigen Nationalspieler durchaus zu Kompromissen bereit und nehmen Strapazen auf sich. Um sich fit zu halten, schlossen sich David Odonkor (27) und Gerald Asamoah (32) dem Training von Fünftligisten an. Ex-Nationalkeeper Timo Hildebrand (32) spielte bei Manchester City im Vorbereitungs-Camp in den USA vor, ehe ihn die Absage ereilte. Und Hinkel trainiert derzeit wieder bei seinem einstigen Verein VfB Stuttgart, obwohl ihm Sportdirektor Fredi Bobic wenig Hoffnung auf eine Anstellung gemacht hat.

„Es ist schon erstaunlich. Früher galt 29 mal als das beste Fußballeralter“, sagt Hinkel. Doch dieses Gesetz hat in Deutschlands Fußball-Oberhaus momentan keine Gültigkeit. Die Erfolge von Mainz und Dortmund hätten einen Jugendtrend ausgelöst, erläutert Baranovsky.

So verjüngten im Vergleich zur vergangenen Saison mehr als zwei Drittel der Erstligisten ihre Kader. Nur knapp zehn Prozent der Profis, die die Clubs im Sommer unter Vertrag nahmen, waren 28 Jahre oder älter. „Heute ist die Konkurrenz größer, weil auch die 19-Jährigen schon sehr weit sind“, sagt Baranovsky. Außerdem spielten Jungprofis unter Umständen „auch mal für einen Euro weniger“.

Er empfiehlt, den Markt genau zu sondieren und den eigenen Wert realistisch einzuschätzen. Zur Not müssten Abstriche bei der Spielstärke der Clubs und dem Gehalt gemacht werden. „Manchmal musst du zwei Schritte nach hinten gehen, um danach wieder zwei nach vorne gehen zu können“, sagt Baranovsky. Mit Blick auf die derzeit vertragslosen Nationalspieler sagt der VdV-Geschäftsführer: „Für diese Leute sind die Chancen noch einen Vertrag zu kriegen sehr gut. Das weiß ich teilweise auch aus erster Hand.“

Für Odonkor und Thomas Hitzlsperger könnte der Sommer tatsächlich mit einem Happy-End zu Ende gehen. Odonkor wurde von den Glasgow Rangers zum Probetraining eingeladen, an Hitzlsperger sollen die Premier-League-Clubs Wolverhampton Wanderers und die Queens Park Rangers interessiert sein.

Und Hinkel? Der hofft, seinen 156 Bundesligaspielen für den VfB weitere hinzufügen zu können. „Es wäre schön, wenn es für beide Seiten passt“, sagt er. Das scheint aber eher unwahrscheinlich. Denn die Stuttgarter sehen sich auf der rechten Abwehrseite mit Khalid Boulahrouz und Stefano Celozzi „gut aufgestellt“, wie Bobic jüngst betonte. Für den Fall, dass er in der schwäbischen Landeshauptstadt keinen Job erhält, hat Hinkel seiner Bewerbung über die Medien lieber schon mal den Zusatz „bereit, einen leistungsbezogenen Vertrag zu unterschreiben“ hinzugefügt.