Idyllischer Zugfahrt folgt U21-Nagelprobe

Olmütz (dpa) - Zwei Schritte sind es für die deutschen Fußball-Junioren noch zum Titel bei der U21-EM in Tschechien. Gegner Portugal wird der Mannschaft von Trainer Horst Hrubesch im ersten Halbfinale aber alles abverlangen.

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Auf der Zugfahrt holte das Team nochmal Luft.

Um 13.50 Uhr rollte der „Pendolino“ mit der nächsten deutschen Fußballer-Generation im Bahnhof von Olmütz ein. Hinter den DFB-Junioren und dem Trainerstab lag am Tag vor dem Halbfinal-Showdown eine 132-minütige Zugfahrt in den osttschechischen Spielort bei Kaiserwetter durch reizvolle Landschaftsstriche.

„Ich bin froh, dass wir aus dem Trott ein bisschen rausgekommen sind und Abwechslung haben“, berichtete Hrubesch auf der Pressekonferenz am Freitagnachmittag im Stadion Andruv. Julian Korb war ebenfalls angetan. „Die Reise mit dem Zug war absolut angenehm“, sagte der Rechtsverteidiger.

Am Samstag wird die Idylle dann aber ein Ende haben. Dann steht in Portugal der Sieger der Gruppe B im Kampf um den Einzug in das Finale in Prag am Dienstag im Weg. „Jeder wird an seine Grenzen gehen müssen, um dieses Spiel zu gewinnen. Portugal wird extrem schwer für uns“, prophezeite Triple-Champion Marc-André ter Stegen.

Die Südeuropäer hinterließen als Mannschaft und individuell einen bärenstarken Eindruck. Doch das deutsche Selbstvertrauen ist groß. „Fürchten tun wir uns schon einmal gar nicht“, stellte Hrubesch klar, der aber bei der Frage, ob Deutschland und Portugal die besten Mannschaften seien, Bescheidenheit vorlebte: „Ich habe Probleme damit, mich hinzustellen und zu sagen: 'Ich bin der Größte'. Der Bessere soll gewinnen. Das wird ein Spiel auf Augenhöhe.“

Leonardo Bittencourt glaubt an das deutsche Kollektiv. „Da kenne ich unsere Mannschaft sehr gut. Wir haben ein gutes Kollektiv“, sagte Team-DJ Leonardo Bittencourt, der für eine fröhliche Rückfahrt im Bus am Samstagabend schon mal die passende Musik vorbereitet hat.

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach lässt sich diesen Leckerbissen im Juniorenbereich, den Bittencourt als „vorgezogenes Endspiel“, bezeichnete, nicht entgehen. Das Meeting der UEFA-Exekutive am Montag und Dienstag mit Themen wie Blatter und Financial Fairplay würde er auch gerne mit einem Finale mit deutscher Beteiligung krönen.

Für das Halbfinale gegen einen kompakten Gegner mahnte Hrubesch-Assistent Thomas Nörenberg „strategische Aggressivität“ an. Emre Can drückte es etwas weniger akademisch aus. „Wir müssen aggressiv zu Werke gehen, den Portugiesen wehtun und unser Ding durchziehen“, sagte der 21 Jahre alte Mittelfeldspieler vom FC Liverpool.

Portugal ließ mit dem Minimal-Torverhältnis von 2:1 Schweden, U21-Rekordchampion Italien und England hinter sich. Aber dieser statistische Wert täuscht über die Stärken des Teams von Trainer Rui Jorge ein wenig hinweg. Aus diesem stechen William Carvalho, dessen Marktwert auf 22 Millionen Euro taxiert wird, und Sergio Olivera heraus. Carvalho führt in der Pass-Statistik mit 231 Versuchen, von denen 205 ankamen (89 Prozent).

Trotz des wechselhaften Turnierverlaufs mit den Unentschieden gegen Serbien und Tschechien (je 1:1) und der Gala gegen Dänemark (3:0) hat Hrubesch grenzenloses Vertrauen in seine Mannschaft. „In allen Spielen sind wir nicht umgefallen und sind in der Lage zuzulegen. Die Mannschaft ist fit, kann kicken und hat nur dieses eine Ziel.“