In Georgien will sich Neuer selbst beschenken
Frankfurt (dpa) - Ein Geburtstagsausflug nach Georgien stand nicht ganz oben auf dem Wunschzettel von Manuel Neuer. Eine spontane Feier an Bord der DFB-Chartermaschine nach Tiflis gab es am Freitagnachmittag nicht.
Scherzhaft sagte der Torwart an seinem 29. Geburtstag im Heck des Lufthansa-Airbus beim Gespräch mit den das Fußball-Nationalteam begleitenden Reportern: „Aber ihr könnt euch ja hier im Flieger Getränke nach freier Wahl aussuchen.“
Ein Sieg am Sonntag (18.00 Uhr) im Nationalstadion von Tiflis wäre Neuer ein willkommenes nachträgliches Geschenk. Und „ein zu Null“ als Zugabe würde ihn besonders freuen, gerade eine Woche nach seinem Patzer bei der 0:2-Niederlage des FC Bayern gegen Borussia Mönchengladbach. „Aber das Wichtigste sind die drei Punkte“, sagte der Weltmeister.
Joachim Löw ist froh, dass er in der EM-Qualifikation wieder auf seine Nummer 1 zurückgreifen kann. Im Testspiel gegen Australien hatte der Bundestrainer dem Münchner wegen einer Blessur eine Auszeit gegönnt. „Man musste ihm jetzt ein, zwei Tage Zeit lassen, weil sich sonst diese Schleimbeutelentzündung hätte verschlimmern können“, begründete Löw die Vorsichtsmaßnahme.
Vor dem Abflug hechtete Geburtstagskind Neuer am Freitag in Frankfurt beim Training wie gewohnt nach den Bällen. „Ich konnte über die volle Zeit gehen. Es ist alles in Ordnung“, sagte er. Vor Trainingsbeginn bekam das Geburtstagskind auf dem Platz Applaus von den Kollegen.
Neuers Status im Weltmeister-Team ist herausragend. In 57 Spielen mit ihm gab es 44 Siege und nur acht Niederlagen. 49 Gegentore kassierte er, 0,86 pro Partie. „Er ist der Kompletteste“, sagte Torwarttrainer Andreas Köpke über seinen Musterschüler nach dem WM-Sieg. „Bei Manuel geht es allein um Optimierung, um die letzten Prozente.“ Daran ändert auch der Fehler gegen Gladbach nichts, als Neuer beim ersten Gegentor ein Schuss des Brasilianers Raffael durchflutschte.
„Manu patzt ja eigentlich nur gegen Gladbach“, scherzte am Freitag Löws Assistent Thomas Schneider: „Wir gehen davon aus, dass er in Georgien wieder eine sehr gute Leistung bringt.“
Neuer wird auch als Nummer 1 zur EM 2016 fahren. Spannung verspricht allein der Kampf um die Positionen 2 und 3. Bei der WM in Brasilien war der Dortmunder Roman Weidenfeller der erste Ersatzmann, Ron-Robert Zieler Nummer 3.
Der 26-Jährige von Hannover 96 durfte nun erstmals zwei Spiele in Serie bestreiten. Beim 1:0 im November in Spanien hielt er sehr gut, beim 2:2 gegen Australien agierte Zieler dagegen nicht so überzeugend. Zieler freute, „dass das Trainerteam mir zum zweiten Mal nacheinander das Vertrauen geschenkt hat“.
Weidenfeller wäre bei der EM knapp 36. Zieler ist mit 26 noch ein Mann mit Zukunft. Allerdings drängen noch jüngere Torleute nach, zuvorderst der schon in der Nationalelf erprobte, aber dabei unglücklich agierende Marc-André ter Stegen (FC Barcelona/22), der ebenfalls in der Champions League erfahrene Leverkusener Bernd Leno (23) sowie der Kölner Timo Horn (21).
Das Trio konkurriert aktuell um die Nummer 1 bei der U 21, die im Sommer ein EM-Turnier spielt. „Jetzt besteht nicht die Notwendigkeit, die jungen Spieler zu nominieren“, erklärte Löw. Zumal man „gute Erfahrungen“ damit gemacht habe, die Talente bei einem internationalen Turnier im DFB-Nachwuchs reifen zu lassen. Bestes Beispiel ist Neuer: Auch der Weltmeister war zunächst 2009 mit der deutschen U21-Auswahl Europameister geworden.
Kevin Trapp (24) von Eintracht Frankfurt und der Hoffenheimer Oliver Baumann (24) zählen auch zum Kreis der Kandidaten für das A-Team. Der schon turniererprobte Zieler (EM 2012, WM 2014) reagierte nach dem Australien-Spiel gelassen auf das Gerangel der Jugend hinter dem unantastbaren Neuer: „Ich habe mich immer davon freigemacht. Ich versuche, mich im Verein anzubieten.“