Infantinos Selbstinszenierung für die FIFA-Wahl

London (dpa) - Gianni Infantino genießt seinen Auftritt im Licht der Fußball-Stars sichtbar. Luis Figo wünscht dem FIFA-Präsidentschaftskandidaten in einer Videobotschaft nur das Beste, auch José Mourinho und Fabio Capello stehen an seiner Seite.

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Beim Wahlkampfauftritt im Wembley-Stadion inszeniert sich Infantino als Bewerber der Fußball-Größen und wirbt für sein Programm der ersten 90 Tage nach einer erfolgreichen Wahl. Die Schlagwörter: Entwicklungshilfe, Mitbestimmung, Offenheit, Transparenz - alle Fragen beantwortet aber auch der derzeitige UEFA-Generalsekretär nicht.

„Ich habe der „Welt“ gesagt, dass es viel weniger als fünf Millionen sind“, antwortet Infantino auf die Frage nach seinem Gehalt im bisherigen Amt - lässt die Summe aber noch offen. „Das wird alles transparent und offen werden.“ 4,3 Millionen? Infantino winkt ab. „Ich glaube, Sie wären überrascht.“

Viel lieber spricht der Funktionär über seine Ideen, künftig 40 Teams an Weltmeisterschaften teilnehmen zu lassen und diese in Regionen auszurichten statt in einzelnen Gastländern. „Wir können eine WM in vier, fünf, sechs Ländern organisieren. Wir können nicht von einem einzigen Land verlangen, all die Stadien zu bauen“, erklärt Infantino.

Er gilt hinter Favorit Scheich Salman bin Ibrahim al Chalifa aus Bahrain als aussichtsreichster Bewerber für die Wahl am 26. Februar. Außerdem kandidieren Jordaniens Prinz Ali bin Al-Hussein, der Südafrikaner Tokyo Sexwale und der Franzose Jérôme Champagne an. Der Deutsche Fußball-Bund und die meisten Europäer haben Infantino ihre Unterstützung zugesagt, die Südamerikaner auch. Kritiker fürchten, er stehe für die alte FIFA, die so dringend reformbedürftig ist.

Infantino will seine Zuhörer vom Gegenteil überzeugen. Als Generalsekretär will er keinen Europäer an seiner Seite. „Warum nicht ein Afrikaner?“, fragt der 45-Jährige. „Wir können überall auf der Welt fähige Leute finden.“ Es sei ihm wichtig, dass nach der Präsidentenwahl am 26. Februar schnell ein Generalsekretär mit starker Persönlichkeit und Erfahrung ernannt werde. Derzeit agiert der Deutsche Markus Kattner interimsmäßig in dem bislang traditionell Europäern vorbehaltenen Amt, der Franzose Jérôme Valcke war im Zuge des Korruptionsskandals Mitte Januar entlassen werden.

Die kleinen Verbände lockt Infantino mit Geldversprechen: Sein Ziel sei, 50 Prozent des FIFA-Budgets von fünf Milliarden Euro in die Entwicklung des Fußballs zu stecken. Infantino will tatkräftig rüberkommen - daher auch das 90-Tage-Prgramm: „Politiker brauchen normal 100 Tage. Aber ich bin kein Politiker. Ich bin ein Macher.“

Von einem möglichen Deal mit seinem schärfsten Konkurrenten, Scheich Salman, will Infantino nichts hören. Natürlich rede man mit allen. „Aber ich bin Kandidat für die FIFA-Präsidentschaft, nichts sonst.“ Eine Möglichkeit wäre, dass der Scheich ihn im Falle seiner Wahl zum Generalsekretär macht.