Ära Ronaldo vorbei: Tränenreicher Fußball-Abschied
São Paulo (dpa) - Unter vielen Tränen und mit stockender Stimme hat der dreimalige Weltfußballer Ronaldo seinen Abschied von der Fußball-Bühne erklärt. „Ich beende meine internationale Fußballkarriere“, sagte der 34-Jährige.
Er verwies auf seine vielen Verletzungen und erstmals auf eine Schilddrüsenkrankheit, die schon vor vier Jahren diagnostiziert worden sei. Diese Hypothyreose könne auch für sein immer wieder kritisiertes Übergewicht verantwortlich sein. Er müsse Hormone nehmen, die aber im Fußball als Doping angesehen würden, sagte Ronaldo.
„Ich möchte weiter machen, aber ich kann nicht mehr. Es wird Zeit“, hatte die „Nummer 9“ bereits ein Tag zuvor wissen lassen. Der Stürmer erreichte alles, was sich ein Fußballer wünschen kann. Zweifacher Weltmeister (1994, 2002), dreifacher Weltfußballer (1996, 1997, 2002), WM-Rekordtorschütze (15 Tore), mehrfacher Liga- Torschützenkönig und vieles mehr. Zum letzten Tag seiner Karriere kam er mit Corinthians-Präsident Andrés Sanchez und in Begleitung seiner Söhne Alex und Ronald zur Pressekonferenz. Auch Sanches konnte die Tränen nicht zurückhalten.
Das Aus hatte sich bereits im vergangenen Jahr angedeutet. „Ich kämpfe gegen die Waage und die Schmerzen“, sagte der immer wieder von Verletzungen geplagte Ronaldo damals. Doch eigentlich wollte er seinen bis Ende 2011 laufenden Vertrag bei Corinthians São Paulo erfüllen. Deshalb kam das vorzeitige Aus selbst für Trainer Tite überraschend. „Ich würde ihm sagen: 'Bleib, arbeite und hilf uns'“, sagte Tite noch am Vortag, als er von dem bevorstehenden Rückzug erfuhr.
Doch Ronaldo hatte seine Entscheidung längst getroffen. 2010 hatte er klar gemacht, dass er eines Tages nach einem Spiel sagen würde: „Basta, das war's. Ich werde nur einmal reden, weil ich so am wenigsten leiden werde.“ Daran hat er sich gehalten. Der Abschied kam kurz und bündig. Vom ersten Gerücht bis zum Vollzug vergingen keine 24 Stunden. Fernsehkommentatoren sprachen von einem „historischen Tag für Brasiliens Fußball“.
In seiner Profi-Karriere spielte er für sieben Clubs: Cruzeiro Belo Horizonte, PSV Endhoven, FC Barcelona, Inter Mailand, Real Madrid, AC Mailand und zum Schluss Corinthians São Paulo. Nach dem Riss der Patellasehne im linken Knie im Februar 2008 hatte der AC Mailand den Vertrag des Topspielers nicht mehr verlängert. Ronaldo kurierte sich zunächst in Rio aus, flirtete mit einem Wechsel zu Flamengo und ging dann im Dezember 2008 zu Corinthians.
Mit diesem Club gelang „Il Fenomeno“ im 2009 noch einmal ein Comeback. „Ich habe noch nie eine solch warmherzige Fangemeinschaft gesehen“, sagte Ronaldo. „Es gab viele Niederlagen und unzählige Siege. Ich habe viele Freunde gewonnen, und ich erinnere mich nicht daran, einen Feind gemacht zu haben.“
In Brasilien geriet er immer wieder wegen seines Übergewichtes in die Schlagzeilen, was ihm auch den wenig schmeichelhaften Namen „O Gordo“ (Der Dicke) einbrachte. Auf dem Spielfeld musste sich der Veteran gegen wesentlich jüngere Mitspieler behaupten. Zahlreiche Muskelverletzungen und auch ein Handbruch warfen Ronaldo immer wieder zurück.
Medien rechneten aus, dass er bei über der Hälfte der Corinthians-Spiele aussetzen musste. Bei den 69 Partien, die er für Corinthians absolvierte, schoss die „Nummer 9“ 35 Tore. Für Corinthians ist es der zweite Verlust innerhalb weniger Tage. Erst am Samstag hatte Ronaldos Freund Roberto Carlos seinen Wechselt zum russischen Club Anschi Machatschkala verkündet. Der vierfache Vater Ronaldo dürfte sich dagegen künftig ganz der Familie und seiner Sportmarketingfirma „9ine“ widmen.