Ärger in Portugal vor EM-Quali gegen Bosnien

Lissabon (dpa) - Ein neuer „Zickenkrieg“ bei der portugiesischen Fußball-Nationalmannschaft sorgt beim Team um Cristiano Ronaldo vor dem EM-Qualifikationsspiel in Bosnien-Herzegowina für empfindliche Störungen.

Nur drei Tage vor dem wichtigen Playoff-Hinspiel der „Selecção“ in Zenica legte sich Portugals Abwehr-As José Bosingwa mit Coach Paulo Bento an. „Der Zeitpunkt (des Streits) ist so ungünstig, das ist schlecht, ich bin tief enttäuscht“, klagte Verbandsvizepräsident Amândio de Carvalho.

Beim letzten Training vor dem Flug nach Bosnien wirkten die Stars um Ronaldo und Nani in Óbidos sehr angespannt. Der diesmal nicht berücksichtigte Bosingwa hatte kurz zuvor Bento angegriffen und gesagt, der Coach habe ihn beleidigt. Bento hatte erklärt, der Chelsea-Verteidiger sei auch aus „emotionalen und mentalen Gründen“ ausgeschlossen worden. Bosingwa schlug zurück: „Er ist bekanntlich ein Trainer, der mit seinen Spielern viele Konflikte hat und weder mental noch emotional in der Lage ist, eine Gruppe von Männern anzuführen.“

Bosingwa ist nicht der erste „Rebell“ unter Bento. Ricardo Carvalho hatte Ende August vor dem Quali-Spiel in Zypern das Teamhotel verlassen, nachdem er erfahren hatte, dass er die Bank drücken sollte. Der Real-Madrid-Profi wurde von Bento als „Deserteur“ kritisiert, Carvalho beschimpfte den Coach als „Söldner“ und wurde vom Verband prompt für ein Jahr gesperrt. Bosingwa will nun „nie mehr unter diesem Trainer spielen.“ Ex-Nationalcoach Antonio Oliveira goss neues Öl ins Feuer: „Schade, er ist einer der besten Verteidiger Europas“.

Alle Portugiesen, auch Trainer Bento, hüllten sich unterdessen in Schweigen. Nur Saragossa-Stürmer Helder Postiga beteuerte: „Wir konzentrieren uns auf das Spiel.“ Das ist auch dringend nötig. Kein Geringerer als Portugals Legende Luis Figo warnte: „Bosnien ist viel stärker als vor zwei Jahren.“ Ende 2009 hatte sich Portugal bei den WM-Quali-Playoffs mit zwei 1:0-Siegen durchgesetzt.

Leicht wollen es die Bosnier den Favoriten nicht machen. „Ich bin optimistisch. Wir haben seit sechs Spielen nicht mehr verloren, nur ein Tor kassiert und hervorragend gespielt“, sagt Trainer Safet Susic. Er erlaubt sich sogar einen Seitenhieb auf den Gegner: „Portugal hat tolle Spieler, verteidigt aber nicht gut“. Edin Dzeko, der diese Saison in 14 Spielen für Manchester City schon 13 Mal traf, glaubt. „Die Revanche-Chance ist da, wir haben gezeigt, dass wir den besten Teams Probleme bereiten können“, sagt er.

In Zenica muss Bosnien, das im letzten Quali-Spiel nach einer 1:0 Führung in Frankreich immerhin nur wegen eines umstrittenen Elfmeters für die „Bleus“ in der 78. Minute die direkte Qualifikation verpasste, auf den verletzten Freiburg-Profi Mensur Mujdza sowie auf die gesperrten Sasa Papac und Boris Pandza verzichten. Neben Dzeko sind dafür Hoffenheim-Stürmer Vedad Ibisevic, der frühere Wolfsburger Zvjezdan Misimovic und AS-Rom-Spielmacher Miralem Pjanic im Aufgebot.