Ajax: Cruyff und Co. weg - Was wird aus van Gaal?

Amsterdam (dpa) - Der Machtkampf beim niederländischen Rekordmeister Ajax Amsterdam spitzt sich zu. Nach heftigen Debatten um die Verpflichtung des früheren Bayern-Trainers Louis van Gaal als Ajax-Generaldirektor verlangt der Mitgliederrat des Clubs nun den Rücktritt des gesamten Aufsichtsrates.

Auch Club-Legende Johan Cruyff soll gehen, könnte sein großes Ziel aber dennoch erreichen - van Gaal zu verhindern. Der Vorsitzende des Mitgliederrates, Rob Been jr., sagte dem öffentlich-rechtlichen Sender NOS, die große Mehrheit der Ajax-Anhänger glaube, dass der Aufsichtsrat nicht mehr in der Lage sei, „die Interessen von Ajax wahrzunehmen“. Im Streit um die Verpflichtung van Gaals liegen sich in dem Gremium dessen langjähriger „Intimfeind“, Vereins-Idol Cruyff, und die anderen vier Ratsmitglieder seit Tagen über Kreuz.

Cruyff hatte am Montag in Barcelona erklärt, er werde gemeinsam mit zehn Jugendtrainern Klage gegen die Ernennungen von van Gaal sowie von Martin Sturkenboom und Danny Blind als Direktoren des Clubs einreichen. Der einstige Weltklasse-Spieler war vom Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Steven ten Have, und den anderen Mitgliedern des Gremiums vor der umstrittenen Personalentscheidung nicht konsultiert worden. Teile der Fans bekundeten am Montagabend vor der Amsterdam Arena lautstark ihre Sympathien für Cruyff.

Sollten sich die legendäre Nummer 14 und die übrigen vier Mitglieder weigern, ihre Ämter niederzulegen, könnten sie von einer außerordentlichen Aktionärsversammlung nach Hause geschickt werden, berichtete NOS am Dienstag.

Nach der Aufforderung zum gemeinschaftlichen Rücktritt habe Aufsichtsratschef ten Have erklärt, er wolle „noch eine Nacht darüber schlafen“, sagte der Vorsitzende des Mitgliederrates Been jr. laut NOS. Für die Vertreter der Clubmitglieder sei aber klar, dass die fünf bisherigen Aufsichtsratsmitglieder diese Funktion künftig nicht mehr bekleiden dürften.

Cruyff habe Verständnis für die Rücktrittsforderung signalisiert, die auch für ihn selbst gelte, erklärte der Vertreter des Mitgliederrates Keje Molenaar, ein Befürworter Cruyffs. „Er hat mit diesem Szenario wohl gerechnet.“ Die Fußball-Legende soll dem Club nach den Worten Molenaars aber erhalten bleiben und dort weiter eine wichtige Rolle bei Ausrichtung des Clubs spielen. So sollen Cruyffs Pläne zur Neuausrichtung der einst berühmten Jugendabteilung unangetastet bleiben.

Der 64-Jährige hatte zuvor erklärt, die angekündigte Klage „richtet sich gegen den Aufsichtsrat, dem ich selbst angehöre“. Er habe nichts gegen van Gaal persönlich, aber der Aufsichtsrat habe mit dem Generaldirektor einen Posten geschaffen, der die Entwicklung der Fußballer beeinträchtige. Das Gremium verstoße „damit gegen frühere Entscheidungen und gegen die Verträge mit den Nachwuchstrainern, die die eigentliche Verantwortung tragen“, betonte Cruyff.

Van Gaal, der trotz seiner Trennung vom FC Bayern München weiter auf der Gehaltsliste des deutschen Rekordmeisters steht, äußert sich weiter nicht zu den Vorgängen. Der ehemalige Ajax-Coach ist derzeit in Asien unterwegs. Die Tatsache, dass sich der Mitgliederrat nicht gegen Cruyff ausgesprochen hat, dürfte die Chancen van Gaals auf den Posten bei Ajax aber deutlich schmälern.