Albanien nach EM-Qualifikation außer Rand und Band

Tirana (dpa) - Tausende Menschen haben in Tirana die albanische Fußballnationalmannschaft nach ihrer EM-Qualifikation gefeiert. Erst am Flughafen der Hauptstadt, dann auf dem „Mutter Teresa“-Platz im Zentrum, wo eine große Freudenparty steigt.

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Regierungschef Edi Rama ließ es sich auf dem Flughafen nicht nehmen jeden einzelnen Helden direkt an der Gangway mit einer Umarmung zu begrüßen. Noch eine Woche zuvor hatten wütende und enttäuschte Fans nach der klaren Niederlage gegen den ungeliebten serbischen Nachbarn im heimischen Elbasan die Plakate mit der Spielankündigung zerrissen. Jetzt waren alle im Fußballhimmel.

„Albanien hat Geschichte geschrieben“, freute sich die Zeitung „Koha jone“ über die „Gala“ des Teams gegen Armenien am Vorabend. Die größe Zustimmung in den sozialen Netzwerken bekam eine Fotomontage des Eiffelturms, an dem die überdimensionierte albanische Nationalfahne wehte. In einer anderen trugen pechschwarze Raben die Fahne in den lichten Himmel. „Ein unmöglicher Traum wird war“, jubelte auch Regierungschef Rama.

Staatspräsident Bujar Nishani zeichnete alle Spieler mit dem Nationalorden aus. „Ihr habt das Ansehen Albaniens und der Albaner in der Welt gehoben und uns stolz und geeint gemacht wie niemals zuvor“, heißt es in der Begründung des Staatsoberhauptes. Der Adriastaat nimmt erstmals an einem größeren internationalen Fußballturnier teil. Zuletzt hatte es 1946 den damaligen Balkan Cup gewonnen.

„Einmalig“, „historisch“, „unglaublich“ - die Medien überschlugen sich in Lobeshymnen. „Der 11. Oktober wird in die Annalen Albaniens eingehen“, weiß der TV-Sender Top Channel. Dabei hatte wohl kaum einer in der Gruppe I den bisherigen Fußballzwerg auf dem Zettel gehabt. „Albanien schreibt Geschichte“, titelte auch die staatliche Nachrichtenagentur ATA.

Katzenjammer dagegen aufseiten Serbiens, das das letzte Spiel zu Hause gegen Portugal verloren hatte. Die Medien schoben die Schuld auf den Schiedsrichter, den Trainer und überhaupt: „Das Ende einer Agonie“, titelte die größte Zeitung „Blic“ über die mehr als enttäuschende Qualifikation. Die Belgrader Boulevardzeitung „Informer“ fand es noch eine „Unverschämtheit“ der Albaner, die angeblich ihr Spiel an Serbien verkauft hätten. „Das sind Blödheiten, die sich nur kranke Hirne ausdenken“, reagierte Serbiens Verbandschef Tomislav Karadzic.

So ganz ohne Seitenhiebe ging es natürlich auch in Albanien nicht. Mannschaftskapitän Lorik Cana war zwar außer sich vor Stolz und Glück und will sogar „zu Fuß nach Frankreich gehen“. Doch auch bei diesem Überschwang vergaß er die Serben nicht, die er tröstete, sie könnten wenigstens „Bier trinken und uns dann am Fernseher zusehen“.