Aldo Rebelo neuer Sportminister in Brasilien

Brasília (dpa) - Es dauerte keine 24 Stunden, da war ein neuer Ressortchef für das prestigeträchtige und konfliktreiche Sportministerium in Brasilien gefunden. Der 55-jährige Abgeordnete und Journalist Aldo Rebelo wurde von Staatspräsidentin Dilma Rousseff auf diesen Posten gesetzt.

Er ist wie sein Vorgänger Orlando Silva Mitglied der Kommunistischen Partei Brasiliens (PCdoB). Zu seinen Aufgaben gehört es dem Vernehmen nach vor allem, zu hohe Forderungen des Fußball-Weltverbandes FIFA im Hinblick auf die WM 2014 abzuwehren.

Rebelo sitzt seit 20 Jahren im brasilianische Bundesparlament, ist somit ein alter Hase und als harter Verhandler bekannt. Er führte 2000 einen Untersuchungsausschuss, der etwaige Unregelmäßigkeiten zwischen dem mächtigen Fußballverband CBF und dem Sportausstatter Nike zu ergründen suchte. Damals war das Verhältnis zwischen ihm und dem CBF-Präsidenten Ricardo Teixeira mehr als gespannt. Es soll sich aber verbessert haben.

Was jetzt vor Rebelo liegt, dürfte wohl die größte Herausforderung seines Lebens sein. Es geht um die Vorbereitungen der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und die Olympischen Spiele 2016. Das WM-Rahmengesetz steht zur Abstimmung im Kongress, und die FIFA hat ihre Interessen deutlich gemacht. Es geht um Einnahmen, Marken, Märkte und Millionen. Die FIFA geriert 86 Prozent ihrer Einnahmen aus der alle vier Jahre ausgetragenen WM. Sie braucht das Geld, doch will Brasilien sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen.

„Auf dass Gott deine Wege erleuchte. Gute Arbeit!“, gab sein Vorgänger Orlando Silva Rebelo via Twitter mit auf den Weg. Der 40-jährigen Silva hatte am Vortag das Handtuch geworfen, nachdem er zwei Wochen in den Medien unter Dauerbeschuss stand und die Korruptionsvorwürfen nicht verstummten. Zuletzt verlor er offenbar auch die Rückendeckung von ganz oben. Ausschlaggebend dürfte die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes (STF) gewesen sein, Ermittlungen in dem Fall einzuleiten.

Silva soll ein Schmiergeldsystem unterhalten haben, selbst Geld eingesteckt oder für seine Partei abgezweigt haben. Nichts von dem wurde aber bisher bewiesen. Doch schien er Rousseff wohl zu beschädigt und zu angreifbar, um die vor Brasilien liegenden Mammutaufgaben zu stemmen. Immer hätten die Vorwürfe im Raum gestanden. Sein Rücktritt verstärkt den Imageschaden für die Regierung, denn die verlor statistisch gesehen seit Juni pro Monat ein Minister wegen Korruptionsaffären, fünf an der Zahl.

Stets wurde schnell ein Nachfolger gefunden. Auch in der Causa Silva gab es seit ein, zwei Tagen Gerüchte, dass es wohl Rebelo werden würde. Seine Berufung beendete eine andere Spekulation, die Vize-Präsident Michel Temer persönlich genährt hatte, als er sagte: „Wenn es einen Ersatz (für Silva) geben sollte, dann ist klar, dass Pelé nicht nur ein Symbol, sondern auch ein großer Name ist.“ Den 71-jährige Jahrhundertfußballer dürfte der Ausgang nicht ärgern. Er war schon mal Sportminister. Zudem ist er auch heute nicht ohne Amt und Titel, denn er fungiert als WM-Ehrenbotschafter Brasiliens.