Arsenal: Pfiffe gegen Wenger, Frust bei Mertesacker
London (dpa) - Arsenal kriselt weiter in Richtung Europa League. Per Mertesacker will lieber nichts sagen und Trainer Arsène Wenger wird von den eigenen Fans ausgepfiffen. Der lustlos wirkende Andrej Arschawin hat längst allen Kredit bei den Anhängern verspielt - offenbar auch bei den Mitspielern.
Mertesacker stapfte mit sturem Scheuklappenblick durch die nobel-rote Interviewzone im Emirates Stadium. „Mr. Mertesacker ist so enttäuscht, er will nichts sagen“, bat ein Pressesprecher um Verständnis. Nach dem 1:2 gegen den Erzrivalen Manchester United hatte sich Arsenals Trainer-Legende Wenger sogar wütende Pfiffe der eigenen Fans anhören müssen. Und auch dem deutschen Fußball-Nationalspieler, der den Titel des Arsenal-Monatshefts schmückt, hatte der nächste Rückschlag im Kampf um die Champions-League-Ränge sichtlich zugesetzt.
Einen Raum entfernt zeigte Wenger in der Pressekonferenz reichlich Unverständnis für die Fans. „Ich bin seit 30 Jahren Trainer. Ich habe 50 000 Einwechselungen gemacht und soll euch gegenüber jede rechtfertigen?“, ärgerte sich der sonst so gelassene Franzose.
„Du weißt nicht, was du tust“, hatte es aus dem Rund des Emirates Stadium geschallt, als Wenger den umstrittenen Arschawin für den 18-jährigen Alex Oxlade-Chamberlain einwechselte (74. Minute). „Du hast ein 18-jähriges Kind, das sein erstes Premier-League-Spiel macht, und einen Spieler, der Kapitän seines Landes ist. Und die monieren den Wechsel? Lasst uns ernst bleiben!“, forderte Wenger. Allerdings hatte offenbar auch Arsenal-Superstar Robin van Persie der Wechsel missfallen. Er schüttelte den Kopf - das Boulevard-Blatt „Sun“ las von seinen Lippen in der Zeitlupe ein „Oh no“ ab.
Arschawin machte dann prompt beim 2:1-Siegtreffer durch Danny Welbeck (81.) keine gute Figur. Der einstige 18-Millionen-Euro-Mann scheint seinen Kredit bei Fans und Mitspielern endgültig verspielt zu haben. Gary Neville, ManUnited-Ikone und heute TV-Experte, formulierte harsch: „Man mag Spieler nicht so gern kritisieren, aber Arschawin sieht für mich aus wie der desinteressierteste Spieler der Liga. Er mag unser Wetter nicht. Er mag unsere Frauen nicht. Ich glaube, er will zurück nach Russland. Also: geh nach Hause!“
Das Glück der Gunners am 22. Spieltag war, dass die Konkurrenten um die Champions-League-Ränge auch allesamt Punkte liegen ließen. Der Tabellendritte Tottenham Hotspur hat auf Arsenal allerdings - nach der 2:3-Last-Minute-Pleite bei Manchester City - immer noch ein 10-Punkte-Polster. Und der viertplatzierte FC Chelsea konnte trotz Nullnummer bei Aufsteiger Norwich City seinen Vorsprung auf fünf Zähler ausbauen. Es käme einem Debakel gleich, wenn Arsenal erstmals seit der Saison 1997/98 nicht in der Königsklasse mit dabei wäre.
Die Hoffnungen der Londoner ruhen vor allem auf van Persie. Der Topscorer der Liga schraubte sein Torekonto mit seinem zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich (71.) auf 19 Treffer. Er egalisierte dabei ManUniteds Führung durch Antonio Valencia (45.+1.)
Nicht zuletzt dank Per Mertesacker wird Arsenal nicht gänzlich zur Van-Persie-One-Man-Show. Der Ex-Bremer, der bereits 18 Mal in der Premier League von Beginn an auflief, bekam am Sonntag Szenenapplaus, als er einen Welbeck-Torschuss noch von der Linie kratze (64.). Das Arsenal-Magazin widmet seinem deutschen Hünen in Anspielung auf seine Körperlänge eine „GROSSE Story“ („TALL Story“). Auf dem Titel heißt es: „Deutscher Verteidiger hofft auf lange und erfolgreiche Karriere bei den Gunners.“