Özil als „Fußballgenie“ gefeiert - Pfiffe für Mourinho
Madrid (dpa) - Mesut Özil brachte die Wende. Der deutsche Fußball-Nationalspieler führte Real Madrid vier Tage nach der Pokalschlappe gegen den FC Barcelona zu einem beeindruckenden 4:1-Erfolg über Athletic Bilbao.
„Özil zeigte Kunststückchen im Stile eines Genies“, schwärmte die Zeitung „El Mundo“.
Bei der 1:2-Niederlage im „Clásico“ hatte der Ex-Bremer zunächst nur auf der Ersatzbank gesessen, weil Trainer José Mourinho auf eine ultradefensive Taktik gesetzt hatte. Die Rückkehr Özils in die Startelf zahlte sich aus. Der 23-Jährige stand im Mittelpunkt der entscheidenden Szene: Özil spielte in der 66. Minute Oscar de Marcos im Strafraum der Basken aus, so dass dieser sich nur mit einem Foul zu helfen wusste. Der Athletic-Profi wurde wegen einer Notbremse vom Platz gestellt, Cristiano Ronaldo verwandelte den fälligen Elfmeter zum 3:1. In Unterzahl hatte das bis dahin starke Team aus dem Baskenland keine Chance mehr gegen den Rekordmeister.
„Özil lieferte eine spektakuläre Partie“, meinte das Sportblatt „Marca“. „Er zeigte Dribblings, Pässe und Spielzüge, wie sie nur die ganz Großen in ihrem Repertoire haben.“ Fernando Llorente (13.) hatte Bilbao in Führung gebracht, Marcelo (25.) glich aus, Cristiano Ronaldo (46./66.) brachte Real mit zwei verwandelten Elfmetern in Führung, José María Callejón (85.) stellte den Endstand her.
Die Madrilenen wahrten damit an der Spitze der Primera División ihren Fünf-Punkte-Vorsprung vor Barça, das mit einem Dreierpack von Lionel Messi beim FC Málaga ebenfalls 4:1 gewann. Am Mittwoch treffen die Erzrivalen im Pokalrückspiel in Barcelona erneut aufeinander.
Nach dem Erfolg über Bilbao ist die Fußballwelt der Madrilenen einstweilen wieder in Ordnung. Eine drohende Krise bei den „Königlichen“ wurde abgewendet. Das blamable 1:2 gegen Barça hatte bei Real schwere interne Spannungen ausgelöst. Mourinho geriet im Training mit Sergio Ramos aneinander. Der Weltmeister hielt dem Coach vor, die falsche Taktik gewählt zu haben.
In der Partie gegen Bilbao skandierten die radikalen Fans „Ultras Sur“ mehrmals den Namen des Trainers, was das übrige Publikum im Bernabéu-Stadion mit Pfiffen quittierte. „Dies war das erste Mal in meiner Karriere, dass ich vom eigenen Publikum ausgepfiffen wurde“, räumte Mourinho ein. „Aber das macht mir nichts aus. In diesem Stadion gab es schon Pfiffe für Weltstars wie Zinédine Zidane oder Cristiano Ronaldo. Was soll ich mich da beklagen?“
Die Proteste der Zuschauer zeigen jedoch, dass Mourinho bei Real nicht mehr unumstritten ist. Dabei schlossen die Madrilenen die Hinrunde mit einem doppelten Rekord ab: Sie erreichten mit 49 Zählern die höchste Punktezahl ihrer Vereinsgeschichte und schossen 67 Tore, mehr als jeder andere Club in der Geschichte der Liga.