Aufgeheizte Stimmung: Kroatien trifft auf Serbien
Zagreb (dpa) - Der serbische Nationaltrainer Sinisa Mihajlovic zeigte sich vor dem hitzigen Duell gegen Kroatien bemüht entspannt. Er habe seinen Spielern nur ein zweitägiges statt wie behauptet ein viertägiges Sexverbot auferlegt.
„Das ist doch nur ein Fußballspiel“ und „Wir wollen Spaß haben“, sagte der serbische Coach vor der Abreise seiner Mannschaft zum Qualifikationsspiel für die Fußball-WM am Freitag in Zagreb.
Doch wie schwer es ist, das Duell Kroatien gegen Serbien als ein ganz normales Spiel zu betrachten, zeigten die Äußerungen des Präsidenten des kroatischen Traditionsclubs Dinamo Zagreb. Zdravko Mamic hatte vergangene Woche gegen den Sportminister der aktuellen kroatischen Regierung vom Leder gezogen.
Minister Zeljko Jovanovic sei ein „Kroatenhasser“, sagte Mamic. „Der ist eine Beleidigung für den kroatischen Verstand, das Gehirn und für den kroatischen Menschen an sich“, polterte der Funktionär weiter und erhielt zunächst auch von seinem Club Rückendeckung. Jovanovic gehört der serbischen Minderheit in Kroatien an.
Nach Verurteilung der unflätigen Äußerung durch den Regierungschef und den Staatspräsidenten wurde Mamic am Freitag vorübergehend sogar in U-Haft genommen. In Kroatien und Serbien war Mamic tagelang das wichtigste Thema. Und das vor dem „Spiel des Jahrzehnts“, in dem es für Serbien bereits „um alles oder nichts geht“, wie der Belgrader TV-Sender B92 die Ausgangslage beschrieb. In der Gruppe A liegen Belgien und Kroatien mit je zehn Punkten auf dem ersten und zweiten Platz. Serbien und Mazedonien folgen mit nur jeweils vier Punkten abgeschlagen auf den Plätzen drei und vier.
Das letzte große sportliche Kräftemessen zwischen den verfeindeten Nachbarn fand zur Handball-EM vor gut einem Jahr in Serbien statt. Auch damals gab es Randale, kroatischen Fangruppen wurde die Einreise verweigert. In den letzten Monaten hatte die UEFA beide Länder nach Gewaltorgien bei Fußballspielen gewarnt, es könne ein Ausschluss von der internationalen Bühne drohen, sollten die Behörden in Belgrad und Zagreb das Problem nicht lösen.
Beim letzten wichtigen direkten Aufeinandertreffen der Fußballteams 1999 hatte Serbien - damals noch als Jugoslawien - Kroatien aus der EM-Qualifikation gekickt. Immerhin war Kroatien ein Jahr zuvor bei der WM in Frankreich Dritter geworden. Jetzt mutmaßen viele Medien auf beiden Seiten, Kroatien werde „Revanche nehmen“.
„Kroatien ist auf dem Papier deutlich besser“, räumt der Serbe Slobodan Rajkovic vom Hamburger SV ein. Vor allem in der Offensive, ein jahrelanger Schwachpunkt der Serben, gelten die Kroaten mit dem Bayern-Torjäger Mario Mandzukic und Real-Star Luka Modric als deutlich gefährlicher.
Das räumt auch Serbiens Trainer Mihajlovic ein, der aber trotzig hinzufügt: „Wir können jeden schlagen“. Auch die serbische Fußballlegende, der neue Präsident des Belgrader Traditionsvereins „Roter Stern“, Dragan Djajic, stößt ins gleiche Horn: „Die 'Adler' sind nicht so schwach, wie die Kroaten denken“.