Babyface Owen kündigt Karriereende an

London (dpa) - Bye bye, Babyface! Englands ewiger Teenie-Star Michael Owen beendet nach dieser Saison seine Fußball-Karriere.

33 Jahre alt ist der vierfache Familienvater inzwischen. Und dass er als Teamkollege von Robert Huth bei Stoke City als Stand-by-Stürmer noch aktiv ist, wissen nur die Experten. Nun kündigte Europas Fußballer des Jahres 2001 auf seiner Homepage „mit großem Stolz“ und emotionalen Worten das Ende seiner Laufbahn an: „Ich habe sehr viel Glück gehabt: Meine Karriere hat mich auf eine Reise geführt, von der ich nur hätte träumen können.“

Aber war es wirklich eine Traum-Karriere? Fußball-England wird Owen wohl vor allem als den Unvollendeten in Erinnerung behalten. Als denjenigen, dem als 17 Jahre altes „Boy Wonder“ beim FC Liverpool die Fußball-Welt zu Füßen lag, dem 1998 bei der WM in Frankreich dieses denkwürdige Traumtor-Solo gegen Argentinien gelang und der dann 2004 zu Real Madrid wechselte. Doch was lief ab da bloß schief? Immer wieder Verletzungen, immer wieder Operationen. Am bittersten: Jener Kreuzbandriss ohne Gegner-Einwirkung im letztem Gruppenspiel bei der WM 2006 in Deutschland. „Es ist meine Überzeugung, dass ich so verletzungsanfällig bin, weil ich in einem jungen Alter überspielt wurde“, schrieb Owen im Dezember noch in seinem Blog.

Seine Kritiker werfen ihm indes vor, dass Owen die Liebe für den Fußball abhanden gekommen sei. Er ist heutzutage Geschäftsmann mit eigenen Angaben zufolge mehr als 50 Angestellten. Bei Twitter ist @themichaelowen omnipräsent und informiert sogar über Schulsport seiner Kids. Als Fußballer fand er sich irgendwann mit der Rolle als Standby-Profi ab. Bei Newcastle United (2005-2009) flog er per Helikopter zum Training und kam sprichwörtlich nicht richtig an. Beim Rekordmeister Manchester United (2009-2012) endete Owen als Star-Maskottchen, ehe er nun in dieser Saison für Stoke in sechs Liga-Einsätzen ein einziges Kopfballtor als Joker markierte.

Die größten Schlagzeilen machte er in den Vorjahren als Pferdenarr. Wie sein Ex-Trainer Sir Alex Ferguson ist Owen Rennpferd-Besitzer. Sein geliebtes Pferd Brown Panther, das für die Owens wie ein Haustier ist, triumphierte 2011 sogar in Ascot. Ob unvollendet als Fußballer oder nicht: Owen kam auf 40 Tore in 89 Länderspielen. Und damit belegt er Platz vier der ewigen Torschützenliste der Three Lions, aktuell noch einen Rang und sieben Tore besser als Wayne Rooney. In der Premier League knackte Owen in dieser Saison noch die 150-Tore-Marke. An Titeln gewann er immerhin den UEFA-Cup, die englische Meisterschaft, den FA Cup und dreimal den Ligapokal.

Owen selbst klingt so, als sei er sehr mit sich im Reinen. Via Twitter berichtete der 33-Jährige, er habe den Entschluss über sein Karriereende schon vor einer Weile getroffen. Die netten Reaktionen und die im britischen Fernsehen rauf und runter laufenden Best-of-Michael-Owen-Bilder rührten ihn „zu Tränen“. Und dass er nun schon eine erfolgreiche zweite Berufslaufbahn in petto hat, ist wohl nicht das Schlechteste. Er selbst hatte sich dafür im vorigen Jahr mal gerechtfertigt: „Andere gehen den anderen Weg, wenden sich dem Alkohol und Drogen zu - und kriegen Depressionen.“