Mertesackers Medienschelte: „Wie Hyänen“
Frankfurt/Main (dpa) - Plötzlich sprudelte es aus Per Mertesacker nur noch so heraus. Die Frage nach seiner sportlichen Zukunft in England lockte den Verteidiger schnell aus der Defensive.
„Ich habe noch zwei Jahre Vertrag. Ich habe mir einen gewissen Respekt erarbeitet beim Trainer. Den möchte ich noch ausbauen“, sagte der frühere Bremer zu den Gerüchten über eine mögliche rasche Rückkehr vom FC Arsenal in die Fußball-Bundesliga. Was bei der Pressekonferenz der deutschen Nationalmannschaft vor den WM-Qualifikationsspielen gegen Kasachstan in Frankfurt folgte, war eine Generalkritik an den Medien in seiner neuen und seiner alten Heimat.
„Es geht nur noch um schnelle Nachrichten“, monierte Mertesacker. Wie „Hyänen“ würde man sich in Deutschland auf Berichte aus England stürzen und „Schlagzeilen raushauen“ - ob wahr oder nicht, bliebe ungeprüft. „Das ist ein schwaches Bild“, beklagte der 86-fache Nationalspieler. Mertesackers Situation ist bizarr. Beim FC Arsenal ist er Stammspieler, in der DFB-Elf ist er eine Führungskraft. Manch schwache Leistung in der Premier League provozierte aber auch Kritik. Englands Presse war mit Trennungsgerüchten schnell zur Stelle. Zuletzt wurde über einen Transfer zum VfL Wolfsburg spekuliert.
Grund genug für Mertesacker, ein bisschen Nachhilfe zu betreiben. „Gewisse Dinge laufen in England anders. Man fährt nicht nur auf der linken Seite. Die Medien sind komplett ausgeschlossen, das führt dazu, das spekuliert werden muss. Nicht nur an der Börse, sondern auch in Fußballkreisen“, erläuterte Mertesacker. Man spürte, das wollte der Abwehr-Riese einfach mal gesagt haben. Denn Mertesacker gefällt es in London. „Ich fühle mich superwohl dort. Ich habe das Gefühl, dass ich Fuß fassen kann“, sagte er. Wechselgedanken seien „hinten angestellt“.
Mertesacker weiß, wie das Geschäft funktioniert. Lange genug ist er dabei - im Nationalteam schon seit fast neun Jahren. Und das Standing bei Bundestrainer Joachim Löw ist wieder richtig groß. Das Reservisten-Dasein bei der EM 2012 nach langer Verletzung ist nur noch eine vage Erinnerung. „Das war für mich eine neue Rolle, in der ich mich finden musste“, sagte der 28-Jährige, der bei den Turnieren 2006, 2008 und 2010 eine feste Größe im DFB-Trikot war und dies auch bei der WM 2014 in Brasilien wieder sein will.
Gegen Kasachstan ist Mertesacker in der Innenverteidigung nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Mats Hummels und Holger Badstuber gesetzt. „Er ist unheimlich stabil, er ist mittlerweile auch ein Führungsspieler auf dem Platz geworden, der redet, der organisiert, der die Anweisungen zu tausend Prozent umsetzt. Von daher ist der Per für uns ein wahnsinnig wichtiger Spieler bei der Nationalmannschaft“, sagte Löw.
Über die Arbeitsumstände bei Arsenal will der Bundestrainer mit Mertesacker sprechen - er vertraut lieber auf Informationen aus erster Hand. Für die DFB-Karriere von Mertesacker sei die nur bedingt befriedigende Situation in London „gar nicht so wichtig“, bemerkte Löw und stellte fest: „Bei der Nationalmannschaft hat er Klasse-Leistungen gezeigt und unserer Mannschaft viel Stabilität gegeben.“