Barça: Einkaufsverbot wegen Transfer von Minderjährigen

Zürich/Barcelona (dpa) - Der FC Barcelona darf seinen Luxuskader mit den Top-Stürmern Messi und Neymar nach einer drastischen FIFA-Strafe vorerst nicht weiter aufrüsten.

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Wegen der unerlaubten Verpflichtung minderjähriger Spieler verhängte der Fußball-Weltverband ein Einkaufsverbot für die kommenden beiden Wechselperioden gegen den spanischen Meister. Die Katalanen kündigten umgehend Einspruch gegen die Entscheidung und die Anrufung des Internationalen Sportgerichtshofs CAS an. Die harte Sanktion könnte auch Auswirkungen auf den möglichen Wechsel von Marc-André ter Stegen nach Barcelona haben.

„Ich will dazu nichts sagen. Fakt ist: ich werde Borussia auf jeden Fall im Sommer verlassen“, sagte der Torhüter von Borussia Mönchengladbach der Zeitung „Express“. Ter Stegens persönlicher Berater Gerd vom Bruch sagte bei „Sport1“, er sei „in der Sache ganz entspannt. Da hängen ja einige juristische Details dran. Ich weiß noch nicht, ob der Beschluss für zukünftige Transfers gilt oder für Dinge, die vorher abgewickelt wurden.“ Sollte der Wechsel schon fix und der Vertrag unterzeichnet sein, greift die FIFA-Strafe nicht.

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach begrüßte die Maßnahme grundsätzlich, verwies aber darauf, den konkreten Fall nicht zu kennen. „Wenn gegen Regularien verstoßen wird, dann folgen Sanktionen. Wenn da ein Fehlverhalten vorliegt, muss es geahndet werden, egal ob es der FC Barcelona oder ein kleiner Amateurverein ist“, sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes im TV-Sender Sky.

Einen Tag nach dem 1:1 im Viertelfinal-Hinspiel gegen Atlético Madrid und dem möglicherweise drohenden Aus in der Champions League reagierte Barça mit einem 14 Punkte umfassenden Kommuniqué auf die Strafe. Der Club kümmere sich in seiner Fußballschule „La Masía“ sehr gründlich um den Schutz von Minderjährigen, betonten die Katalanen. Der FC Barcelona sorge dafür, dass die Nachwuchsspieler eine vollständige Ausbildung erhielten. „Barça bildet in erster Linie Menschen aus, und erst dann Sportler.“

Das Modell sei von der FIFA bislang stets anerkannt und als Modell gepriesen worden. Ein Vereinssprecher betonte, nach den Kriterien der FIFA wäre es nicht möglich gewesen, Messi in der Schule des Vereins auszubilden. Das Reglement, auf das sich die FIFA berufe, stelle das Modell der Ausbildung von Talenten infrage.

Der Club will den Antrag stellen, dass die Sanktionen der FIFA vorerst ausgesetzt werden. Die FIFA wirft Barcelona Verstöße gegen Artikel 19 des „Reglements bezüglich Status und Transfer von Spielern“ vor. Der Club muss zudem 450 000 Schweizer Franken bezahlen, der spanische Verband 500 000 Schweizer Franken. Der Strafe gingen Untersuchungen der FIFA Transfer Matching System GmbH und der FIFA-Disziplinarkommission voraus.

Zuletzt hatte Barça die Verpflichtung des 17 Jahre alten Kroaten Alen Halilovic von Dinamo Zagreb bekanntgegeben. Nach Angaben des Barça-Sprechers haben zwei anonyme Anzeigen bei der FIFA das Verfahren ausgelöst. Der Verein habe dem Weltverband schon vor mehreren Monaten ein Gutachten seiner Rechtsabteilung zugesandt.

Für Debatten sorgte zuletzt auch der Transfer eines 16 Jahre alten Südkoreaners nach Spanien. „Die Ermittlungen betrafen mehrere minderjährige Spieler, die über verschiedene Zeiträume zwischen 2009 und 2013 beim Verein registriert waren und mit diesem an Wettbewerben teilnahmen“, hieß es in dem FIFA-Statement. Insgesamt soll es sich um die unerlaubten Transfers von zehn Spielern handeln. Um welche Akteure es sich handelt, teilte die FIFA nicht mit.

Sollte das Urteil rechtswirksam werden und schon in diesem Sommer greifen, träfe es Barça zu einer denkbar ungünstigen Zeit. Die Elf soll im Sommer auf einigen wichtigen Posten umgebaut werden. Stammkeeper Víctor Valdés will ins Ausland wechseln, Kapitän Carles Puyol seine Karriere beenden. Spielmacher Xavi hat mit seinen 34 Jahren den Zenit seiner Leistungsfähigkeit überschritten, und es wäre für Barça an der Zeit, einen Nachfolger zu verpflichten.

Die Katalanen haben nicht zum ersten Mal Ärger wegen eines Transfers. Nach der Verpflichtung des brasilianischen Jung-Stars Neymar zahlte der Club nach einem wochenlangen juristischen Streit 9,1 Millionen Euro Steuern nach. Anfang des Jahres war der damalige Vereinspräsident Sandro Rosell zurückgetreten.