Barry: Von der Ersatzbank zum Nationalhelden

Bata (dpa) - Die Karriere von Keeper Boubacar Barry in der ivorischen Nationalmannschaft schien eigentlich schon vorbei.

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Bis zum Finale des Afrika-Cups hatte der neun Jahre jüngere Sylvain Gbohouo in allen Turnierspielen das Tor der „Elefanten“ gehütet. Doch für die Partie gegen Ghana musste Gbohouo verletzt passen - und der 35 Jahre alte Barry wurde zum Helden der Nation.

„Gott hat mich belohnt“, freute sich der Keeper, der auch Copa genannt wird und beim belgischen Fußball-Erstligisten KSC Lokeren unter Vertrag steht. In der Partie am Sonntagabend in Bata in Äquatorialguinea sorgte Barry nicht nur für die Entscheidung, sondern auch für eine kuriose Note.

Nach einer mauen, torlosen Partie über 120 Minuten kam es zum Elfmeterschießen. Barry ließ sich vor dem fünften Versuch der Ghanaer wegen eines Krampfes behandeln. Nachdem er beim Stand von 8:8 den Schuss seines Gegenübers Brimah Razak abgewehrt hatte, wälzte er sich erneut mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden - um dann wenig später den Ball wuchtig zum 9:8 in die Maschen zu dreschen.

Es war der zweite Triumph der Elfenbeinküste bei dem Turnier. Und wie beim ersten Gewinn 1992 siegte die Mannschaft gegen Ghana erst im Elfmeterschießen. Unmittelbar nach Ende des Spiels strömten in der Hauptstadt Abidjan Tausende von ivorischen Fans auf die Straßen, um den Erfolg ihrer Mannschaft mit Feuerwerk, Autokorsos und Hupkonzerten zu feiern. Bis in die Morgenstunden erklang der ohrenbetäubende Lärm der Vuvuzelas.

„Ich kann meine Freude kaum in Worte fassen. Wenn man mit seinem Club einen Titel gewinnt, ist das wunderschön, aber einen Titel für sein Land zu holen, ist unglaublich. Von diesem Augenblick habe ich seit acht Jahren geträumt“, gestand Yaya Toure, der Mittelfeldspieler von Manchester City. Bei der Weltmeisterschaft in Brasilien war die Elfenbeinküste im Vorjahr bereits in der Gruppenphase gescheitert.

Der 85-malige Nationalspieler Barry betonte, dass er trotz seiner Degradierung zum Ersatzkeeper stets mit vollem Herzen für sein Land dabei gewesen sei. „Ich bin kritisiert worden, aber ich kann damit umgehen“, sagte er dem französischen Sender Canal+ sichtlich aufgewühlt. „Ich habe für das Team gearbeitet.“

Mit Barry wurden auch zwei Bundesliga-Profis Afrika-Meister: der Berliner Salomon Kalou und der Neu-Stuttgarter Serey Dié. Bei Ghana stand der Augsburger Rahman Baba im Team. Alle drei Spieler verwandelten ihre Elfmeter. Werder-Profi Cedrick Makiadi wurde mit der Demokratischen Republik Kongo nach einem Sieg gegen Gastgeber Äquatorialguinea im kleinen Finale Dritter.

Der Afrika-Cup stand in diesem Jahr unter keinem guten Stern. Marokko gab die Ausrichter-Rolle wegen der Ebola-Epidemie Ende 2014 zurück, wurde vom Kontinentalverband dafür finanziell haftbar gemacht und bis 2019 gesperrt. Ersatz-Gastgeber Äquatorialguinea kam - begleitet von diskussionswürdigen Schiedsrichterentscheidungen - bis ins Halbfinale. Als dort die Niederlage gegen Ghana besiegelt war, kam es zu schweren Zuschauertumulten.