„Bauernopfer“: Schweizer Präsident Grimm geht
Bern (dpa) - Die Skandale um die Clubs FC Sion und Xamax Neuchâtel haben auch personelle Auswirkungen auf die Führungsspitze des Schweizer Fußballverbandes.
Der Präsident der Swiss Football League (SFL), Thomas Grimm, wird sich auf der Jahresversammlung Ende November nicht mehr zur Wiederwahl stellen, berichten Schweizer Medien.
Meinungsverschiedenheiten und fehlende Unterstützung innerhalb des neunköpfigen Komitees der SFL hätten zu der Entscheidung des Berner Juristen geführt. Grimm selbst sprach auf einer Sitzung des Verbandes von „einigen Baustellen“, andere sahen in dem Schritt ein „Bauernopfer“. Ein Wahlkampf um das Amt des Präsidenten sei nicht förderlich, um die derzeitigen Probleme zu lösen.
Den dringendsten Handlungsbedarf sieht der Präsident in den Fällen Sion und Xamax. Die UEFA hatte Sion aus der Europa League ausgeschlossen, weil der Verein gegen ein Transferverbot verstoßen haben soll. Bei den Playoff-Spielen gegen Celtic Glasgow waren nach Angaben der UEFA mindestens fünf nicht spielberechtigte Profis eingesetzt worden.
Vor dem UEFA-Urteil hatte der FC Sion auf seiner Homepage mitgeteilt, dass man bei einem Kantonsgericht eine sogenannte superprovisorische Verfügung erwirkt habe, die den Europapokal-Start kurzfristig erlaube. Diesen Gang vor ein ordentliches Gericht hatte die UEFA zurückgewiesen.
„Der Schaden, der angerichtet wird, ist enorm groß für den Schweizer Fußball und für die Autonomie des Sports“, sagte der Chef der FIFA-Rechtsabteilung, Marco Villiger, auf der Internetseite des Verbands. Das Vorgehen des Sion-Clubchefs Christian Constantin sei verantwortungslos. „Sobald ihnen Resultate nicht mehr passen, ziehen sie vor ordentliche Gerichte. Das führt zum Chaos. Wenn jeder zu einem lokalen ordentlichen Gericht ziehen würde, wäre ein internationaler Spielbetrieb nicht mehr möglich“, warnte Villiger.
Die FIFA werde auf ihrer Position beharren. „Wir müssen Entscheide, die von uns getroffen und von allen Instanzen bestätigt wurden, mit aller Härte zur Durchsetzung verhelfen. Wenn wir das nicht machen, können wir aufhören, Entscheide zu fällen“, sagte Villiger.
Der SFL hatte auch ein Disziplinarverfahren gegen Neuchâtel eingeleitet. Der Tabellensiebte der Axpo Super League habe die geforderten zusätzlichen Informationen - insbesondere zur Finanzlage nach der Übernahme des Clubs durch den Tschetschenen Bulat Tschagajew - nur teilweise geliefert, hieß es in einer SFL-Mitteilung. Nun würden Sanktionen geprüft. Diese können von einer Verwarnung bis zum Ausschluss aus der Liga reichen.
Für neue Unruhe beim FC Sion sorgte am Freitag der sofortige Rücktritt von Generaldirektor Domenicangelo Massimo. Laut der Online-Ausgabe der Zeitung „Le Matin“ soll Präsident Constantin Massimos letzte Transfergeschäfte kritisiert haben. So wurde Stürmer Aleksandar Prijovic an Lausanne-Sport abgegeben. Schon an diesem Sonntag spielt er gegen Sion. Es sei versäumt worden, ein Einsatzverbot gegen den FC auszuhandeln.