Beckham geht, die Geldmaschine bleibt

Paris (dpa) - An einem kleinen Fischereihafen in der französischen Bretagne geht der Fußballer David Beckham am 26. Mai offiziell in Rente.

Dort, beim FC Lorient im nur 15 000 Zuschauer fassenden Stade du Moustoir bestreitet der Club des Glamour-Kickers, der FC Paris Saint-Germain, sein letztes Saisonspiel der Ligue 1. Zum Saisonende hängt der 38 Jahre frühere Kapitän der englischen Nationalmannschaft die Stiefel an den Nagel. Richtig in den Ruhestand tritt Beckham deshalb aber keineswegs. Im Gegenteil.

Experten erwarten, dass der Mann, der vom einfachen Arbeiterkind aus dem Ost-Londoner Vorort Leytonstone zur weltweit beachteten Stilikone avancierte, seine schillernde Person noch mehr vermarkten wird. „Was Beckham in Zukunft auch immer tun wird, er wird für Schlagzeilen sorgen. Da ist noch Gold zu machen“, zitierten englische Zeitungen am Freitag den renommierten PR-Agenten Mark Borkowski. Die „Marke Beckham“ zeige keine Ermüdungserscheinungen. Der Erfolg auf dem Fußballplatz spiele in diesem Fall keine Rolle.

Beckham werde als „Rentner“ viel mehr Geld machen können denn als aktiver Profi, sagte auch Marketing-Experte Andy Milligan, Autor des Buches „Brant it like Beckham“, der englischen Zeitung „The Telegraph“. Das Karriereende werde kaum Einfluss auf die Gewinne der „Firma Beckham“ haben, analysiert die „Financial Times“. Neben vielen anderen ist auch das spanische Internetportal „Terra“ aufgrund der charismatischen und telegenen Persönlichkeit des „Spice Boy“ überzeugt: „Das Produkt Beckham hat kein Verfallsdatum.“

Das hat auch Paris SG festgestellt. Noch nie zuvor hatte der Club so viele Trikots verkauft wie seit der Verpflichtung von Beckham am 31. Januar. Nicht nur in Frankreich, sondern auch in den USA, in China und den entlegensten Ecken des Globus. Dabei stand der Mittelfeldspieler ganze elfmal im Kader, nur zweimal kam er bei PSG von Anfang an zum Einsatz. Deshalb wollen die Ölscheichs aus Katar, die bei Paris seit 2011 das Sagen haben, die Zusammenarbeit mit dem Gatten von Ex-„Spice Girl“ Victoria Adams fortsetzen. „Die Gespräche sind im Gange. Er (Beckham) ist sehr daran interessiert, diesem Projekt, an das er glaubt, verbunden zu bleiben“, verriet Clubboss Nasser Al-Khelaïfi am Freitag in Paris.

Beckham soll als „Botschafter“ des Clubs fungieren. In dieser Funktion war er bereits im März - mitten in der Ligue 1 - nach China gereist. Der Vater von vier Kindern hat neben unzähligen Werbeverträgen unter anderem mit Modelabels, Parfum-Firmen und einem Uhren-Hersteller auch Abkommen mit China und dem Sender Sky Sports. Die Sportzeitung „L'Équipe“ berichtete am Freitag, es sei zudem mit den Scheichs bereits abgemacht, dass der Engländer als Werbefigur der WM 2022 in Katar um die Welt reisen werde, um Sympathien für den noch äußerst umstrittenen Austragungsort zu gewinnen.

Beckham und seine Frau Victoria, deren Gesamtvermögen auf 237 Millionen Euro geschätzt wird, werden von der Gruppe XIX Entertainment des britischen Musik- und TV-Produzenten Simon Fuller („American Idol“) vermarktet, die auch Formel-1-Fahrer Lewis Hamilton und Tennisstar Andy Murray betreut. Medien in der britischen Heimat von Beckham vermuten, dass der Familienvater in den nächsten Jahren sich kaum den anstrengenden Job eines Fußball-Managers oder -Trainers antun wird. Was es auch immer sein wird: „Beckham wird immer ein Weltsuperstar bleiben“, meint Landsmann und Ex-Torjäger Gary Lineker.