Beckham: Letzte Saison des „englischen Patienten“

Boston (dpa) - Als David Beckham im Juli 2007 in die US-Liga wechselte, wollte er helfen, Fußball in Amerika populärer zu machen. Passiert ist seitdem nicht viel. Der Engländer geht nun in sein fünftes und letztes Vertragsjahr, der Beckham-Boom ist längst vorbei.

Gefeiert, verehrt, vergöttert - als Beckham im Sommer 2007 zu Los Angeles Galaxy in die Major League Soccer MLS kam, schien alles möglich. Amerika vibrierte im „Becks-Beat“, Hollywood-Stars wie Tom Cruise und Katie Holmes saßen bei den Heimspielen auf der Tribüne, und zur Auswärtspartie in New York pilgerten mehr als 66 000 Zuschauer ins Giants-Stadium.

Mittlerweile ist der Euphorie Fußball-Lethargie gefolgt. Wenn die MLS am Dienstag mit dem Spiel der Galaxy gegen die Seattle Sounders in die neue Saison startet, beginnt Beckhams „bye bye“. Der Engländer geht in die letzte Spielzeit seines Fünfjahresvertrages, der ihm inklusive Prämien 250 Millionen Dollar einbringt.

„Meine Fitness ist großartig“, hatte Beckham betont, als er kürzlich in Kalifornien zur Arbeit antrat. Dass der 35-Jährige in Europa überwintert hat, war längst Normalität. In den beiden Vorjahren gab er beim AC Mailand ein „Intermezzo“ - das letzte endete vor zwölf Monaten mit einem Achillessehnen-Riss, kostete ihn die Teilnahme an der WM in Südafrika sowie das Gros der MLS-Saison.

Diesmal hielt sich Beckham seit dem 4. Januar bei Tottenham Hotspur fit. Dort habe er „auf einem sehr hohen Niveau trainiert“. Dass daraus nicht mehr wurde, lag am strikten Nein aus LA. Diesmal will Galaxy-Trainer Bruce Arena auf einen gesunden Beckham zurückgreifen. In seinen bisherigen vier Spielzeiten glänzte der Mittelfeldstar mehr in der Rolle als „Englischer Patient“ denn auf dem Rasen. Von den 106 Pflichtspielen seit seinem Wechsel hat Beckham verletzungsbedingt nur 48 absolviert.

„Wenn er gesund war, hat er ziemlich gut gespielt und unserem Team geholfen. Obwohl Galaxy mit ihm noch keine Meisterschaft gewonnen hat, hatte er einen positiven Einfluss auf die Liga“, meint Arena. Ex-Bundesliga-Profi Eric Wynalda hingegen betont: „Die Begeisterung um Beckham ist vorbei.“

Sportlich hat der sich der teuerste Import der US-Sportgeschichte kaum ausgezahlt. Zwar stieg der Zuschauerschnitt bei Galaxy-Heimspielen von 20 813 (2006) auf 26 008 (2008) an, liegt mittlerweile mit 21 436 Fans jedoch fast wieder auf dem Niveau vor Beckhams Verpflichtung. Der Gesamtschnitt der Liga ist seit 2007 gar leicht auf 16 675 Fans gesunken. Bei Beckhams Wechsel ging es vor allem ums Geschäft. So hatte der damalige Galaxy-Präsident Alexi Lalas bei der Präsentation betont: „Sie können sich jetzt ihr Beckham-Trikot kaufen.“

Andererseits hat Beckham ein Zeichen gesetzt, dass nicht mehr nur überalterte Stars in Amerika ihre letzten Karriere-Tage verbringen. Er kam als 32-Jähriger, der Franzose Thierry Henry kam im selben Alter im Sommer 2010 zu den New York Red Bulls. „David hat mich ermutigt, hier zu spielen“, betonte Henry. „David hat für einen großen Erkennungswert bei Galaxy gesorgt. Dadurch sind wir für viele Spieler interessant“, ergänzt Arena.

Wie viel Interesse Beckham noch am Fußball hat, weiß nur er selbst. Natürlich soll er nicht fehlen, wenn am 29. April daheim Prinz William heiratet. Zumindest hat Beckham eine Einladung - zwei Tage später jedoch ein Auswärtsspiel beim FC Dallas. Als er von „einem großen Jahr“ sprach, meinte er zudem lediglich die Geburt seines vierten Kindes im Juni.