Begegnung der EM-Gastgeber — Gegner um WM-Teilnahme
Warschau (dpa) — Diesmal gibt es keine Fanzone rund um den Warschauer Kulturpalast, und auch das sommerliche Fußballparty-Feeling dürfte bei den derzeitigen Minusgraden ausbleiben. An diesem Freitag stehen sich die beiden Gastgeber der vergangenen EM in einem WM-Qualifikationsspiel gegenüber.
Unterstützung erhalten die Teams von höchster Stelle: Der ukrainische Staatspräsident hat seinen Arbeitsbesuch im Nachbarland extra so terminiert, dass er am Freitagabend mit seinem polnischen Amtskollegen Bronislaw Komorowski das Match im Stadion verfolgen kann. Ob der erst vor kurzem ausgesäte Stadionrasen die frostigen Temperaturen überstanden hat, bleibt bis zum Anpfiff spannend.
Die Ukraine steht nach einer Niederlage gegen Montenegro und zwei Unentschieden gegen England und Moldau unter Siegzwang. Als Vorletzter der Gruppe H setzt der erst seit Dezember amtierende Trainer Michail Fomenko (64) in seinem ersten Pflichtspiel auf einen Sieg. „Nur das Resultat zählt“, sagte der neue Chefcoach. In der Post-EM-Ära kann er aber nicht mehr auf seinen früheren Stürmerstar Andrej Schewtschenko setzen, der nun die Trainerlizenz anstrebt.
Neben dem sportlichen Druck beklagte Co-Gastgeber Ukraine zuletzt neun Monate nach der Europameisterschaft die schlechte Auslastung einiger Arenen im eigenen Land. Schätzungen zufolge kostet allein der Unterhalt des kaum genutzten Stadions in Lwiw (Lemberg), in der Deutschland zwei Vorrundenspiele bestritt, die verarmte Ex-Sowjetrepublik jährlich zwei Millionen Euro.
Doch auch Gastgeber Polen weiß um die Bedeutung der Partie. „Wir alle wissen, wie wichtig es ist, drei Punkte zu holen. Mit einem Unentschieden wird keiner zufrieden sein“, sagte Ariel Borysiuk vom deutschen Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern.
Die polnischen Fans jedenfalls geben sich vor dem Spiel optimistisch: In einer Internet-Umfrage tippten 46 Prozent auf einen Sieg gegen die Ukraine, 15 Prozent glaubten an ein Unentschieden. In einer Umfrage der Sportzeitung „Przeglad Sportowy“ tippten sogar 61 Prozent der Leser auf einen polnischen Sieg.
In jedem Fall dürften am Freitagabend die Farben weiß und rot dominieren. Denn die meisten ukrainischen Fans werden das Spiel am Fernseher verfolgen. Nur wenige werden die Mühe der Visabeschaffung für den Besuch des Spieles in Warschau auf sich nehmen.