Brasilien gegen Viertelfinal-Schreck - Neymar abgereist

Santiago de Chile (dpa) - Den glanzlosen Triumph Brasiliens verfolgte Neymar in der letzten Reihe der VIP-Tribüne. Im Trainingsanzug und mit einer dunklen Wollmütze über den Ohren schaute der für vier Spiele gesperrte Superstar auf den 2:1-Sieg seines Teams gegen Venezuela.

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Wenige Stunden später verabschiedete sich der 23-Jährige von der Copa América und flog zurück in die Heimat. „Nur zum Training hierzubleiben würde mich innerlich umbringen“, sagte der Angreifer des FC Barcelona in Santiago de Chile vor dem Flug nach Sao Paulo. „Es ist für mich das beste zu gehen. Für mich ist die Copa vorbei, da gibt es keinen Grund mehr zu bleiben.“

Seine Sperre hatte der Ausnahmekönner da schon akzeptiert. Nach einer nächtlichen Sitzung in einem Hotel in Santiago de Chile waren sich Neymar und Brasiliens Verband CBF relativ schnell einig gewesen.

Das Aus Neymars bei der Copa América ist damit endgültig. Nach dem Sieg im dritten Gruppenspiel muss die Seleção auch im Viertelfinale am Samstag gegen Paraguay auf ihren Kapitän verzichten. Die CBF ließ es sich nicht entgehen, eine kleine Spitze an Südamerikas Verband CONMEBOL hinterherzuschicken. So würden CBF und Neymar erwarten, dass der Verband „mit der gleichen Härte, mit der gegen Neymar vorgegangen wurde, künftig in allen Wettbewerben des Verbandes“ vorgehen werde, hieß es in der knappen Mitteilung.

„Wir haben alle nicht damit gerechnet, dass so etwas passieren könnte, aber leider ist es passiert“, sagte Brasiliens Abwehrchef Thiago Silva zu der Sperre. Wie schon bei der Heim-WM 2014 fehlt Neymar seiner Mannschaft auch bei der Copa in der entscheidenden Phase. Und jetzt geht es ausgerechnet gegen Paraguay. 2011 hatte die Truppe um den Ex-Dortmunder Lucas Barrios die Brasilianer im Viertelfinale rausgeschmissen.

„Aber das ist eine andere Copa América. Wir wissen, dass es ein sehr schweres Spiel wird. Aber es wird anders“, sagte Thiago Silva. Geht es nach Mittelfeldspieler Fred, sollte der Star schon mal einen Flug für Samstag buchen. „Neymar ist unser Kapitän. Er kann auf und neben dem Platz den Unterschied machen“, sagte der 22-Jährige.

Das war auch gegen Außenseiter Venezuela zu sehen. Brasilien spielte zwar überlegen, musste nach dem späten Anschlusstreffer durch Miku (84. Minute) aber noch mal zittern. Nach Treffern von Thiago Silva (9.) und dem Noch-Hoffenheimer Roberto Firmino (51.) verpasste es die Mannschaft von Trainer Carlos Dunga, für klare Verhältnisse zu sorgen.

„Wir müssen nicht jammern, wir müssen Lösungen finden“, sagt Dunga mit Blick auf das Viertelfinale. Und Angreifer Robinho, der für Neymar in die Startelf gerückt war, sieht in dem Fehlen des Stars sogar eine Chance für Brasilien: „Das ist ein Moment, an dem wir wachsen können. Wir müssen lernen, ohne Neymar zu spielen.“