Brasiliens Fußballparty soll sicher werden

Rio de Janeiro (dpa) - Die Fußball-WM in Brasilien soll zu einem Fest der Superlative werden. 600 000 ausländische Touristen werden erwartet, Millionen brasilianische Fans machen sich auf den Weg in die Stadien und zu den Party-Meilen in den zwölf WM-Städten.

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Doch Feststimmung kommt nur in einem sicheren Umfeld auf, und da wollen die Veranstalter nichts dem Zufall überlassen. 1,9 Milliarden Reais (607 Millionen Euro) werden in die Sicherheit investiert. „Wir sind sehr gut vorbereitet, um die Sicherheit bei der WM zu garantieren“, sagte Staatschefin Dilma Rousseff. Die WM beginnt am 12. Juni mit dem Eröffnungsspiel von Gastgeber Brasilien gegen Kroatien.

In der Stadt am Zuckerhut, wo am 13. Juli das Finale im Maracanã- Stadion ausgetragen wird, setzen die Sicherheitsbehörden schon seit 2008 auf ein Konzept, das die Favelas, die Armensiedlungen, befrieden soll. Es gibt Hunderte große und kleine Favelas in Rio. In den größten leben mehrere Zehntausend Bewohner, die kleinsten sind nur einen Straßenzug lang. Einige waren und sind für die Polizei „No-Go-Areas“. Mächtige Drogenbanden haben dort das Sagen. So entstanden rechtsfreie Räume und Parallelwelten.

Der Schlüsselbegriff in Rio heißt UPP (Unidade de Polícia Pacificadora) - Friedensschaffende Polizeieinheiten. Fast 40 dieser UPP-Wachen wurden in den vergangenen Jahren in den Favelas fest eingerichtet. Die Polizei will damit vor der WM und den Olympischen Spielen 2016 Flagge in Rios sozialen Brennpunkten zeigen.

Während des WM-Turniers sollen landesweit insgesamt 150 000 Polizisten und Soldaten für Sicherheit sorgen. Hinzu kommen 20 000 private Sicherheitsleute. In Rio sollten am Samstag Armee-Einheiten in den Favela-Komplex von Maré einrücken und dort bis nach dem WM-Finale bleiben. Die Siedlung aus über einem Dutzend Favelas liegt direkt an der Autobahn zwischen Flughafen und Stadtzentrum.

Die Luftwaffe kaufte für die WM eine Drohne, die aus 9000 Metern Höhe die Stadien mit zehn hochempfindlichen Kameras im Fokus hat. Die Polizei setzt ähnliche Modelle ein. Die Erfahrungen vom Confed Cup im vergangenen Sommer haben die Sicherheitsbehörden und Politiker alarmiert. Damals waren wochenlang bis zu eine Million Menschen landesweit auf die Straße gegangen, um gegen Korruption, Misswirtschaft und hohe WM-Kosten zu protestieren.

Die Demonstrationen werden von der Regierung und auch von der FIFA als demokratisches Recht verteidigt. Was die Schlagzeilen damals bestimmte, waren die massiven Ausschreitungen. Es kam in mehreren Orten zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Autos und Gebäude wurden in Brand gesetzt, Bürgermeisterämter belagert. Es gab Tote und Verletzte. All das soll zur WM verhindert werden.

„Demonstrationen sind keine Besorgnis für die WM, sondern ein Recht der Bevölkerung“, betonte Vize-Sportminister Luis Fernandes. „Wir müssen aber eine Sicherheitsplanung ausarbeiten, die das Recht auf Demonstrationsfreiheit gewährt und gleichzeitig Vandalismus und Gewalt unterdrückt“, beschrieb er die Herausforderung.

Für den Einsatz gegen Randalierer sollen kampfsporterfahrene Sondereinheiten eingesetzt werden. Vor allem die gewaltbereiten Mitglieder des gefürchteten „Black Bloc“ machen den Strategen Sorgen. Sie gehen mit einem Motto in die heiße WM-Phase, das bedrohlich klingt: „Não Vai Ter Copa“ - „Es wird keine WM geben“.