Christoph Daum wird rumänischer Fußball-Nationaltrainer
Bukarest (dpa) - Christoph Daum kehrt auf die große Fußball-Bühne zurück. Nach zweieinhalb Jahren ohne Trainer-Job unterzeichnete der 62 Jahre alte Routinier wie erwartet einen Zweijahresvertrag als Nationalcoach in Rumänien.
Der einstige Meistermacher des VfB Stuttgart wurde in Bukarest vorgestellt. Daum tritt die Nachfolge des mit seinem Team sang- und klanglos in der EM-Vorrunde in Frankreich gescheiterten Anghel Iordanescu an. Der Job des Neuen ist klar umrissen: Daum soll Rumänien zur Weltmeisterschaft 2018 in Russland führen - es wäre die erste WM-Teilnahme seit 20 Jahren.
„Das Einzige, was zählt, ist der Erfolg des rumänischen Fußballs. Ich erwarte, das jeder das Optimum aus sich herausholt“, forderte der wie ein Messias empfangene Deutsche. Er appellierte an den Teamgeist und sagte auf Englisch: „Together everybody achieves more“ (Zusammen erreicht jeder mehr): „Lasst uns zusammenhalten in schwierigen Lagen Der Charakter des ganzen Teams entscheidet über dauerhaften Erfolg.“
Bundestrainer Joachim Löw und sein jetzt für die US-Auswahl tätiger Vorgänger Jürgen Klinsmann stellten Daum ein gutes Zeugnis aus. „Es ist eine gute Entscheidung für ihn und eine gute Entscheidung für Rumänien“, sagte Löw wenige Stunden vor dem deutschen EM-Halbfinale gegen Frankreich. Und lobte seinen Landsmann: „Er ist ein Trainer, der jeder Mannschaft ungeahnte Energien geben kann.“ Auch Klinsmann sieht den Schritt positiv: „Er ist ein Trainer, den ich immer bewundert habe. Er hat ein großes Wissen, ist sehr erfahren und innovativ. Er ist immer offen für neue Herausforderungen.“
Begleitet wurde die Präsentation allerdings von Unstimmigkeiten. Zunächst hatte das 15-köpfige FRF-Exekutivkomitee Daum als neuen Auswahltrainer vorgeschlagen, dem war dann der FRF-Vorstand gefolgt. Nach Informationen der rumänische Nachrichtenagentur Mediafax haben jedoch sieben Exko-Mitglieder gar nicht mit abgestimmt, sie könnten das Ergebnis nun anfechten. „Das Komitee ist ein demokratisches Gremium, in dem jeder seine Meinung äußern kann. Dass einige Sitze leer geblieben sind, gehört zur Demokratie dazu“, sagte Daum. Er sei „hier ganz herzlich empfangen worden“. Die Rechtsabteilung des Verbandes teilte mit, die Abstimmung habe den Statuten entsprochen.
„Eine erfolgreiche Zukunft zeichnet sich ab“, erklärte Verbandschef Razvan Burleanu, der seine Wunschlösung präsentierte. Daum erhält Medienberichten zufolge für sein bis 2018 angelegtes Engagement eine Million Euro. Sollte die WM-Qualifikation gelingen, käme eine weitere Million Euro hinzu. Sein Debüt feiert Daum am 4. September gegen Montenegro in der WM-Qualifikation, in der EM-Viertelfinalist Polen und Ex-Europameister Dänemark die stärksten Widersacher sind.
Für Daum geht „ein Traum in Erfüllung“. Denn in einem dpa-Interview hatte der Routinier kürzlich gesagt, er wolle einmal in seiner langen Karriere unbedingt als Auswahltrainer in Erscheinung treten. Nun muss der gebürtige Zwickauer aber liefern.
Denn Daums Erfolge als Vereinscoach liegen schon etwas zurück: 1992 führte er den VfB Stuttgart zur deutschen Meisterschaft. Mit Besiktas Istanbul wurde er Meister (1995) und Pokalsieger (1994), mit Austria Wien holte er 2003 ebenfalls diese beiden Trophäen. 2004 und 2005 führte er Fenerbahce Istanbul zu Meisterehren. Bei seinen letzten und kurzen Stationen (Eintracht Frankfurt, FC Brügge, Bursaspor) blieb er aber erfolglos. Und ein Engagement als Bundestrainer scheiterte, weil ihm im Oktober 2000 der Konsum von Kokain nachgewiesen werden konnte.
Die fehlende Erfahrung als Auswahlcoach ist auch ein Grund dafür, dass er in Rumänien nicht nur Fürsprecher hat. So moniert der frühere Nationalspieler und heutige Liga-Trainer Cornel Dinu, Daum verstehe nichts vom Training eines Nationalteams. Ein „spezielles Handicap“ sei, dass er sich nicht mit den „tristen Realitäten im rumänischen Fußball“ auskenne. „Meiner Meinung nach wird es sehr schwer sein, fast unmöglich, dass ihm (Daum) die WM-Qualifikation gelingt.“