Confed-Cup-Dilemma: Tolles Turnier bleibt im Zwielicht

Rio de Janeiro (dpa) - Wenn Joseph Blatter am Sonntag über den roten Teppich zum Traumfinale zwischen Brasilien und Spanien ins Maracanã schreitet, wird er sich bestimmt wieder als glücklicher Präsident bezeichnen.

Die politischen und logistischen Widrigkeiten beim sportlich so attraktiven Confed Cup hat der FIFA-Chef beharrlich beiseitegeschoben. Ein Blick nach oben beim Einmarsch in Brasiliens Fußball-Heiligtum müsste Blatter genügen, um selbst ein bisschen nachdenklich zu werden. Direkt über dem VIP-Eingang des Maracanã verrät eine halbfertig wirkende Spritzbetondecke, dass bis zur WM 2014 noch einiges zu tun ist am Zuckerhut.

Qualitative Aussagen von Blatter zur WM-Generalprobe waren bis zu seiner Pressekonferenz am Freitag rar. Dann aber stellte der 77-Jährige dem WM-Testlauf ein gutes Zeugnis aus. „Vom organisatorischen Gesichtspunkt und vom Fußball, der gespielt wurde, bin ich ausgesprochen glücklich darüber, was hier passiert ist“, sagte Blatter. Trotz der Massenproteste in Brasilien habe man nie daran gedacht, den Wettbewerb abzubrechen.

„Die nächste WM wird ein Erfolg sein, gerade was die Sicherheit betrifft“, versprach Blatter mit Blick auf die Weltmeisterschaft im Sommer 2014 am Zuckerhut. „Die klare Botschaft ist: 'Ja, es war ein gutes Turnier und wir werden nächsten Jahr zurück sein, mit 32 Mannschaften und 64 Spielen'.“ Trotz der massiven Kritik an der FIFA in Brasilien sieht Blatter den Weltverband sogar gestärkt aus dem Confed Cup hervorgehen. „Die FIFA ist gewachsen, der Fußball ist gewachsen“, sagte der Schweizer.

In Brasilien hatte bis dahin Generalsekretär Jérôme Valcke die Image-Brände löschen müssen und schließlich festgestellt, dass es für die FIFA schwer wird, die Herzen der Menschen im Land des Fußball-Rekordweltmeisters zu erreichen. „Ich glaube nicht, dass es das Ziel der FIFA ist, von der Welt geliebt zu werden“, sagte der Franzose. Das Turnier war für Valcke dennoch ein großer Erfolg.

Die Demonstrationen im ganzen Land erwischten die FIFA gänzlich auf dem falschen Fuß. „Wir hatten keine Anzeichen, dass das geschehen würde und definitiv keine Anzeichen, dass es diese Ausmaße annehmen würde“, sagte Valcke. Jede Verantwortung für die auch FIFA-kritischen Unruhen wies er aber zurück.

„Es ist einfach, sich auf die FIFA zu fokussieren und 'FIFA raus' zu sagen, aber das ist nicht der korrekte Punkt“, sagte Valcke. Bis zum kommenden Sommer müsse sich die Lage beruhigt haben. „Ich hoffe, dass die Bewegung, die wir auf der Straße sehen und die bis nach Brasília reicht, nicht bis zur WM 2014 weitergeht“, sagte Valcke.

Der Schaden ist aber da. In Brasilien wird die FIFA von ihren Kritikern als ökonomischer Ausbeuter gesehen. International wurde der Weltverband reflexartig an den Pranger gestellt. „Wir müssen das Bild und die Wahrnehmung in der Welt verändern, was die FIFA ist und was die FIFA macht“, sagte Valcke. Sein Chef Blatter leistete mit seinen Statements zu den Demonstrationen nicht den ersten Beitrag dazu. Am Freitag äußerte er sich wachsweich: „Ich verstehe die sozialen Unruhen.“ Aber: „Wir mischen uns in die Politik nicht ein.“

Die brasilianische Regierung hat die Image-Lektion gelernt. Eine Mitteilung fasste die Wohltaten zusammen, die die WM ökonomisch für das Land bringt. 3,6 Millionen Arbeitsplätze würden durch die WM geschaffen, fast drei Milliarden Euro unter anderem in die städtische Verkehrsinfrastruktur investiert, nicht viel weniger zudem in den Ausbau der Flughäfen, hieß es dort zum Beispiel.

Die Geschichte dieses Confed Cups hat viele ironische Züge. Bitter für die FIFA war, dass im Schatten der Proteste unterging, dass vieles besser lief als erwartet. Das ganz große Organisationschaos blieb nämlich aus. Doch auch der Umkehrschluss ist erlaubt. Denn die Dinge, die logistisch doch schiefgingen, wurden von der auf Demos und Gewalt fixierten Öffentlichkeit ebenso ignoriert.

Auch Valcke räumte Defizite ein. „Wir hatten Probleme, wenn auch kleine, aber wir hatten Probleme. Bei einem Confed Cup ist das kein großes Hindernis. Aber bei der WM kann das schon ein größeres Problem sein“, sagte er. Explizit forderte er den Ausbau der Flugverbindungen zwischen den zwölf Spielorten. Neben der fehlenden Infrastruktur im Transportwesen prägten auch schlechte Hotels selbst für die Mannschaften und zwar schöne, aber keineswegs fertige Stadien das Bild beim WM-Testlauf, inklusive der Spritzbetondecke über dem VIP-Eingang im Maracanã.