„Das dunkelste Kapitel“ endet: Keine Strafe für Moggi
Rom (dpa) - Die Aufarbeitung des größten Skandals im italienischen Fußball der vergangenen Jahre endet ohne Strafen für die zentralen Figuren.
Die Manipulations-Vorwürfe gegen den früheren Sportdirektor von Juventus Turin, Luciano Moggi, und die meisten anderen Angeklagten sind verjährt, wie das höchste italienische Gericht in der Nacht entschied. Von den ursprünglich 37 Angeklagten wurde nur Ex-Schiedsrichter Massimo de Santis verurteilt. Moggi galt als zentrale Figur des Wettskandals, der Italiens Fußball 2006 erschüttert und zum Zwangsabstieg von Juventus Turin geführt hatte.
„Wir haben neun Jahre lang Scherze gemacht, und das ist eine bedauerliche Sache, weil dieser abnorme Prozess im Nichts geendet ist“, kommentierte der 77 Jahre alte Moggi die Entscheidung des Kassationsgerichtshofs in Rom, die rechtskräftig ist. Der Ex-Manager war in erster Instanz zu fünf Jahren und vier Monaten Haft verurteilt worden. Ende 2013 war die Haftstrafe in zweiter Instanz auf zwei Jahre und vier Monate verkürzt worden. Moggi waren Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung und Wettbetrug vorgeworfen worden.
Die Richter sprachen Moggi und die anderen Angeklagten nun frei, weil die Taten nach mehr als neun Jahren bereits verjährt waren. „Die Existenz einer kriminellen Vereinigung mit dem Zweck, die Ergebnisse der Spiele zu beeinflussen, ist bewiesen“, sagte Staatsanwalt Gabriele Mazzotta. Die Zeitung „Corriere della Sera“ kommentierte: „Das Urteil stellt definitiv fest, dass die italienische Meisterschaft von einer kriminellen Organisation beeinflusst wurde.“
Kurz vor der WM 2006 in Deutschland stürzte der Calciopoli-Skandal den italienischen Fußball in eine schwere Krise. Damals wurden abgehörte Telefonate zwischen Club-Verantwortlichen und Schiedsrichtern veröffentlicht, die belegten, dass es Absprachen gab. Moggi und anderen Angeklagten war vorgeworfen worden, Schiedsrichter beeinflusst und Spiele manipuliert zu haben. Mehrere Beschuldigte traten zurück und wurden später mit Sperren und Berufsverboten belegt. Juve wurden die Meistertitel der Jahre 2005 und 2006 aberkannt, zudem musste der Rekordmeister in die Serie B absteigen.
„Es bleibt das dunkelste Kapitel im italienischen Fußball“, meinte der „Corriere dello Sport“. Und: „Es ist das Ende der Strafprozesse, aber nicht der Kontroverse.“ Seit 2008 mussten sich 37 Angeklagte vor Gericht verantworten, neben Moggi auch der Präsident von Lazio Rom, Claudio Lotito, und die Besitzer des AC Florenz, Andrea und Diego della Valle. Auch sie kamen ohne Strafe aus dem Verfahren heraus und haben weiterhin großen Einfluss im italienischen Fußball.