„Das ist schrecklich“: Zoff bei Ajax um Cruyff
Amsterdam (dpa) - So wütend wie jetzt erlebt man Anhänger von Ajax Amsterdam nur selten. „Das ist schrecklich“, schimpft der Vorsitzende des Fanclubs, Daniel Dekker. „Es ist so respektlos, wir finden uns plötzlich in einem schmutzigen Fußballkrieg wieder.“
Die starken Worte des in Holland prominenten Discjockeys richten sich vor allem gegen führende Funktionäre des Traditionsclubs, die jetzt ihren Rücktritt verkündeten. Der Vorsitzende Uri Coronel erklärte, er und zwei weitere Vorstandsmitglieder würden unter Protest gehen. Schuld soll nach Coronels Darstellung ausgerechnet die „Nummer 14“ sein, jene Fußball-Legende, mit der die Geschichte des Amsterdamer Clubs untrennbar verbunden ist: Johan Cruyff. Dessen „herrische Art“ sei nicht mehr zu ertragen.
Als Cruyff vor vier Jahren 60 wurde, ehrte Ajax seinen einstigen Mittelstürmer und Trainer mit der Verpflichtung, dessen Trikotnummer 14 nicht mehr an zu vergeben. 29 Mal war Ajax niederländischer Meister, doch seit 2004 will der Griff nach dem Titel nicht mehr gelingen. Auch international läuft es nicht gut.
Cryff sollte die Rettung bringen. Vor einigen Wochen wurde der inzwischen fast 64-Jährige als Berater engagiert. Es gab nur wenig, was Cruyff seitdem nicht scharf kritisierte oder infrage stellte, immer wieder auch öffentlich. So gut wie alles müsse sich ändern, auch personell. Laut „Algemeen Dagblad“ sollten mehrere Jugendtrainer gehen, Angehörige des medizinischen Betreuerstabs und auch Assistenztrainer Danny Blind. Cruyff wurde mit den Worten zitiert, sie sollten gefälligst „abdampfen“.
Das brachte den Club aber auch nicht in die Erfolgsspur zurück. Nach einem enttäuschenden 2:3 gegen ADO Den Den Haag stehen die Amsterdamer „Godenzonen“ (Gottessöhne) nun auf Platz 3 der Eredivisie, sechs Punkte hinter Spitzenreiter PSV Eindhoven. Dies sei der denkbar ungünstigste Zeitpunkt für einen Krieg der Eitelkeiten in der Ajax-Führungsetage, hieß es im Kommentaren.
Cruyff reagierte mit Unschuldsmine: „Ich muss mir die Jacke nicht anziehen“, sagte er der Zeitung „De Telegraaf“. Harsche Worte, wie man sie ihm nun vorhalte, habe er in Wirklichkeit nie gebraucht. „Nicht mal als wir in der Kabine sauer waren.“
Erst recht weist er Gerüchte über eigene Ambitionen zurück, die Leitung des Clubs zu übernehmen. „Es muss sich rasch etwas ändern.“ Aber dafür müsse er nun wirklich nicht Vorsitzender werden. Dass „Ehrenmänner wie Uri Coronel“ gehen würden, sei nicht schön, fügte die große Nummer 14 hinzu. „Allerdings ist das ihr Problem.“