Spanisches Gericht verbietet „Streik“
Madrid (dpa) - Spaniens Fußball-Fans können aufatmen. Die Vereine der 1. und 2. Liga mussten ihren geplanten Boykott der Punktspiele am kommenden Wochenende absagen. Ein Gericht ordnete an, dass Real Madrid, der FC Barcelona und die anderen Profi-Clubs zu den angesetzten Partien antreten müssen.
Die Richterin Purificación Puyol verbot den „Streik“ per einstweiliger Verfügung. Die Mehrheit der Vereine hatte am 2. und 3. April erstmals in der Geschichte des spanischen Profi-Fußballs den Ligabetrieb zum Erliegen bringen wollen. Sie wollten damit ihrer Forderung nach mehr Fernsehgeldern Nachdruck verleihen. Eine Minderheit von sechs Erstliga-Clubs war gegen die Protestaktion und stellte vor Gericht den Eilantrag, den Boykottbeschluss der Profi-Liga (LFP) für unwirksam zu erklären.
Die Richterin gab dem Gesuch statt mit der Begründung, dass der Terminplan für die Saison 2010/11 einvernehmlich beschlossen worden sei. Mit ihrem Boykott hätten die Clubs die Planungen einseitig durcheinandergebracht und Unbeteiligten große Schäden verursacht. Die LFP akzeptierte die Entscheidung und setzte gleich nach dem Urteil die Anstoßzeiten für die Punktspiele fest. In Spanien hatte es in den 70er und 80er Jahren drei Fußball-Streiks gegeben. Diese waren aber von den Spielern und nicht von den Vereinen ausgerufen worden.
Der Boykott war vor allem dagegen gerichtet, dass in Spanien an jedem Samstag ein Punktspiel live im frei zugänglichen Fernsehen übertragen wird. Von einer Abschaffung dieser „Gratis-Partie“ versprechen sich die Clubs, dass künftig 800 statt bisher 620 Millionen Euro im Jahr an TV-Geldern in die Vereinskassen fließen würden. Die Regierung weigert sich jedoch, den Fans die „Gratis-Partie“ zu nehmen.
Die Clubs sind jedoch dringend auf neue Einnahmen angewiesen, denn ihnen steht das Wasser bis zum Hals. Während in Deutschland die Vereine der 1. und 2. Bundesliga mit insgesamt 770 Millionen Euro verschuldet sind, stehen die spanischen Clubs mit vier Milliarden Euro in der Kreide.
Die Primera División feiert sich selbst als die „stärkste Liga der Welt“, aber sie ist auch eine Pleite-Liga. „Das jetzige Modell der spanischen Liga ist wirtschaftlich nicht tragbar, denn die Ausgaben sind ständig höher als die Einnahmen“, betont der Wirtschaftsprofessor José María Gay de Liébana. „Der spanische Fußball braucht unbedingt einen Rettungsplan.“
Vor 20 Jahren hatte die Regierung schon einmal einen Plan zur Sanierung der Profi-Liga beschlossen. Die meisten Clubs wurden in Aktiengesellschaften umgewandelt. Dies änderte aber nichts daran, dass die Vereine weiter über ihre Verhältnisse leben. Damals hatte der Schuldenberg „nur“ 160 Millionen Euro betragen, heute sind es 25-mal so viel.