Wie bei WM: Holländer und Spanier nicht zu stoppen
Stuttgart (dpa) - Beim Spiel der Niederländer fielen sieben Tore in einer Halbzeit. Auch Weltmeister Spanien hat die EM schon so gut wie erreicht. Fast neun Monate nach der Weltmeisterschaft in Südafrika hat sich an den Machtverhältnissen im internationalen Fußball nicht viel geändert:
Die beiden WM-Finalisten gewinnen auch in der EM-Qualifikation jedes Spiel, während andere Großmächte wie Frankreich oder England bei ihrem Umbruch weiter Geduld benötigen. Ärgster Verfolger der deutschen Mannschaft in der Gruppe A ist wieder die Türkei. Die Mannschaft von Startrainer Guus Hiddink gewann das Topspiel gegen den bisherigen Tabellenzweiten Österreich mit 2:0 (1:0). Die Tore von Arda Turan (28.) und Gökhan Gönül (77.) bringen wiederum Hiddinks Kollegen Dietmar Constantini in Bedrängnis. Der österreichische Coach darf aber trotz zwei Niederlagen in Serie mindestens bis zum Spiel gegen Deutschland am 3. Juni weitermachen. Noch vor der Türkei und Österreich stehen nach dem 4:1-Sieg gegen Aserbaidschan die Belgier. Sie haben aber ein Spiel mehr absolviert.
Das größte Spektakel des Länderspiel-Dienstags lieferten die Niederlande, die Ungarn nach einem 1:2-Rückstand und dem nochmaligen 3:3-Ausgleich mit 5:3 (1:0) niederrangen. „Fußball ist auch Unterhaltung und die haben wir heute geboten“, sagte der ehemalige Hamburger Rafael van der Vaart nach seinem 90. Länderspiel. Noch beeindruckender sind die folgenden Zahlen: Binnen fünf Tagen schoss der Vize-Weltmeister gegen Ungarn neun Tore in zwei Spielen. Dazu ist er in der EM-Qualifikation zu Hause seit 1963 ungeschlagen.
Trainer Bert van Marwijk war trotz der Tore von Robin van Persie (13. Minute), Wesley Sneijder (61.), Ruud van Nistelrooy (73.) und Dirk Kuyt (78./81.) verärgert. „Es war ein glücklicher Sieg. Wir haben es zu leicht genommen und haben zu lässig gespielt“, meinte er. „Insgesamt haben wir mehr gegen uns selbst als gegen Ungarn gespielt.“ Nach dem sechsten Sieg im sechsten Spiel können die „Oranjes“ in der Gruppe E aber bestenfalls noch von den Schweden aufgehalten werden, die sich mit dem 2:1-Sieg gegen Moldawien an den Ungarn vorbei auf den zweiten Tabellenplatz verbesserten.
Spanien behielt seine weiße Weste durch ein 3:1 (1:0) in Litauen. Dass neben dem Eigentor von Tadas Kijanskas (70.) die Weltmeister Xavi (19.) und Juan Manuel Mata (83.) trafen, zeigt: Die Spanier und die Niederländer haben an ihrem Personal und ihrer Spielweise seit der WM kaum etwas verändert. Beide sind eingespielt und selbstsicher und haben genau das den Franzosen, Engländern oder Italienern voraus.
Die stehen in ihren EM-Qualifikations-Gruppen zwar ebenfalls an der Spitze. Doch ihre Mannschaften sind nach den Enttäuschungen von Südafrika teilweise derart neu formiert, dass es auch immer wieder Rückschläge gibt. So spielte Frankreich in einem Testspiel gegen Kroatien nur 0:0, während die Engländer im Wembley Stadion in letzter Minute noch den 1:1-Ausgleich gegen Ghana kassierten.
„Ich bin sehr zufrieden, weil ich ein fantastisches Spiel gesehen habe“, sagte Trainer Fabio Capello. Er wertete den Abend trotz des enttäuschenden Ergebnisses als weiteren Beitrag zur Versöhnung mit den eigenen Fans. „Das war ein wichtiges Zeichen für die Fans. Denn wir wollten zu jeder Zeit nach vorne spielen und Tore schießen.“
Italien gelang das beim 2:0 (1:0) im Test bei EM-Gastgeber Ukraine besser. Giuseppe Rossi (27.) und Alessandro Matri (81.) trafen für den Ex-Weltmeister. „Die Azzurri zeigen Charakter. Ein großartiges Italien“, jubelte die „Gazzetta dello Sport“. Der Abend wurde auch noch dadurch veredelt, dass die Konkurrenten Serbien (1:1 in Estland) und Slowenien (0:0 in Nordirland) in der EM-Qualifikation patzten.