Del Bosque und Prandelli taktieren um Final-Einzug

Belo Horizonte (dpa) - Vicente del Bosque hatte Joachim Löw im Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft 2010 ein Schnippchen geschlagen, Cesare Prandelli dem Bundestrainer im EM-Halbfinale 2012.

Beim Confed Cup kämpfen Spaniens und Italiens Cheftrainer um den Einug ins Endspiel - ebenso wie Luiz Felipe Scolari mit Gastgeber Brasilien und Oscar Tabárez mit Uruguay. Während der 55 Jahre alte Prandelli die Generation Löws (53) auf der Bank verkörpert, gilt für del Bosque mit 62, Tabárez mit 66 und Scolari mit 64 die Devise: Wir sind alle ein bisschen Heynckes...

Der mit 68 Jahren jung gebliebene Jupp Heynckes hat sich nach dem Triple-Triumph mit dem FC Bayern München in den wohlverdienten Ruhestand zurückgezogen - der nimmermüde Scolari denkt dagegen noch lange nicht an ein Karriereende. 2002 hatte der schnauzbärtige „Felipão“, wie ihn alle nennen, die Seleção zum bislang letzten WM-Titel geführt. 2014 soll und will er den Triumph mit der Seleção im eigenen Land wiederholen. Und dann? „Ich muss mir für Russland 2018 eine Mannschaft suchen“, sagte Scolari und schüttelte auf die Frage, ob Technischer Direktor nicht eher was für ihn wäre, energisch den Kopf: „2018 werde ich eine andere Mannschaft trainieren, glaubt mir!“

Die beruhigende Aura eines Großvaters strahlt auch del Bosque aus. Der „Bescheidene“, wie er genannt wird, ist kein Fußballlehrer wie der neue Bayern-Coach Pep Guardiola, der seine Mannschaft nach seinen Idealvorstellungen zusammenstellt und formt. Aber der Weltmeister- und Europameistertrainer versteht sich perfekt darin, die Stars des FC Barcelona und von Real Madrid zu einer Einheit zu verschmelzen.

Zudem entdramatisiert del Bosque das aufgeregte Fußball-Business mit seiner stoischen Gelassenheit. Sein Vertrag läuft nach der WM 2014 aus. Der Mann, dessen Sohn Álvaro das Down-Syndrom hat, weiß, dass es Wichtigeres im Leben gibt. Scolari ist zwar einiges lebhafter und gesprächiger als del Bosque, aber auch er besticht durch seine Erfahrung: Denn seine Hauptaufgabe besteht nicht nur darin, ein WM-Team für 2014 zu formen, sondern den Hype unter den Fans und Medien einigermaßen zu kontrollieren. Mit der Aussage „Die Seleção ist das Volk“ setzte er inmitten der Massendemonstrationen beim Confed Cup in Brasilien schon mal ein bemerkenswertes Zeichen.

Tabárez ist mit 66 Jahren nicht nur der älteste der vier Halbfinal-Trainer, sondern auch am längsten im Amt - seit 2006. In Südafrika 2010 hatte er den zweimaligen Weltmeister bis ins Spiel um Platz drei gegen Deutschland geführt, ein Jahr später den Titel bei der Copa América geholt. In der WM-Qualifikation haben die „Urus“ noch mächtig zu kämpfen, beim Confed Cup wartet auf das Team um Stürmerstar Diego Forlán nun die gewaltige Herausforderung Brasilien.

Prandelli, der spielerische und modische Feingeist der Squadra Azzurra, hat das „neue Italien“ geschaffen. In Fortaleza geht es um die EM-Revanche und den Einzug ins Endspiel der „Mini-WM“. Als einzigem des Trainerquartetts fehlt Prandelli noch ein großer Titel - wie auch Löw mit Deutschland.