Der ewige Sir Alex tritt als United-Trainer ab

Manchester(dpa) - Einer der größten Trainer der Fußball-Geschichte tritt ab: Sir Alex Ferguson beendet am Saisonende nach 26 Jahren seine Erfolgskarriere bei Manchester United.

„Diese Entscheidung, in Ruhestand zu gehen, ist eine, über die ich sehr viel nachgedacht habe. Es ist die richtige Zeit“, wurde der 71-Jährige auf der Club-Homepage zitiert - und prompt vom britischen Premierminister David Cameron gewürdigt. Seine Leistungen seien „außergewöhnlich“, schrieb Cameron im Kurznachrichtendienst Twitter.

Der „ewige Fergie“ hat in dieser Saison seinen 13. Meistertitel mit United gewonnen - den 20. der Vereinshistorie. „Es war mir wichtig, eine Organisation in ihrer stärkstmöglichen Verfassung zu verlassen - und ich glaube, das habe ich getan“, sagte der Schotte.

Ferguson, für den es bereits eine nach ihm benannte Tribüne und eine Statue vor dem Stadion Old Trafford gibt, bleibt Englands Rekordmeister als Botschafter und Aufsichtsratsmitglied erhalten.

Er hatte immer betont, dass allein gesundheitliche Gründe ihn zu einem Rücktritt zwingen könnten. Schon seit 2004 trägt er einen Herzschrittmacher. In der vergangenen Woche wurde nun bekannt, dass Ferguson sich im Sommer einer Hüftoperation unterzieht. Und doch kam der Schritt jetzt überraschend.

Noch im Stadionheft für das Premier-League-Heimspiel gegen den FC Chelsea (0:1) hatte er geschrieben: „Ob ich eine weitere Dekade des Erfolgs beaufsichtigen werde, wird man sehen. Aber ich habe im Moment ganz sicher keine Pläne, etwas aufzugeben, von dem ich glaube, dass es etwas Besonderes werden wird.“

Als heißer Nachfolge-Kandidat gilt bei den Buchmachern und Medien der von Ferguson sehr geschätzte David Moyes. Der Vertrag des langjährigen FC-Everton-Erfolgscoaches läuft aus, Vertragsgespräche hatte Fergusons schottischer Landsmann auf die Zeit nach Saisonschluss verschoben. Aber auch Borussia Dortmunds Jürgen Klopp ist den Boulevard-Blättern zufolge ein Kandidat bei United. Und immer wieder wird auch Real Madrids José Mourinho ins Spiel gebracht.

Ferguson feierte neben den 13 Meistertiteln auch zwei Champions-League-Triumphe mit United. FC-Bayern-Fans ist noch die Triple-Saison des Jahres 1999 in unangenehmer Erinnerung. In letzter Minute drehte ManUnited damals das Königsklassen-Finale gegen die Münchner. Danach schlug ihn die Queen zum Ritter. Insgesamt holte der Ex-Stürmer bei seinen Trainerstationen St. Mirren, FC Aberdeen und ManUnited unfassbare 48 Titel.

„Was er in diesem Spiel erreicht hat, gibt ihm ohne Zweifel einen Platz als einer der 'Großen'“, twitterte FIFA-Präsident Joseph Blatter. Mit den Worten „enttäuscht, schockiert, traurig“, kommentierte der ehemalige ManUnited-Torwart Peter Schmeichel die Nachricht. „Hätte nicht gedacht, dass DIESER Tag heute sein würde.“ Auch Vincent Kompany vom Lokalrivalen ManCity verneigte sich vor dem Schotten und nannte ihn „einen der besten Trainer aller Zeiten“.

Sir Alex richtete allerhand Dankesworte an Wegbegleiter: „Meine Frau Cathy war die Schlüsselfigur während meiner ganzen Karriere. Sie war mein Fels“, schrieb der oft knorrige Schotte, dem ein großes Herz und großes soziales Engagement nachgesagt wird. Er danke unter anderem auch Sir Bobby Charlton für dessen Unterstützung. Die andere United-Ikone hatte sich 1986 für Fergusons Verpflichtung eingesetzt. „Mir wurden das Vertrauen und die Zeit gegeben, einen Fußball-Club zu erschaffen, nicht nur ein Fußball-Team.“

Ferguson wird in Erinnerung bleiben als Furious Fergie mit dem knallroten Kopf, dem manischen Kaugummikauen an der Seitenlinie und den gebrüllten Kabinenansprachen. Und mit der Anekdote, wie der Werftarbeitersohn aus Glasgow Govan David Beckham einst cholerisch einen Schuh ins Gesicht kickte - woraufhin Englands Glamourboy wegen einer Platzwunde unter dem Auge genäht werden musste.

Längst einen Platz in der Fußball-Historie haben auch die Psychospielchen des schlechten Verlierers - gegen Referees oder Lieblingstrainer-Feinde wie Rafael Benítez und Arsène Wenger.

Ferguson nahm sich seit Jahren in Gutsherrenart das Recht heraus, als einziger Trainer keine Pressekonferenzen nach Premier-League-Spielen abzuhalten und verbannte und boykottierte regelmäßig bestimmte Medien und einzelne Journalisten, die ihm nicht passten. Nachdem die Red Devils das Champions-League-Finale gegen den FC Bayern 1999 noch umgebogen hatten, entfuhren ihm die denkwürdigen Worte: „Football, bloody hell!“ („Fußball, verdammte Hölle!“). Die Fußballwelt wird ein ganzes Stück ärmer ohne Sir Alex.