Doppelspitze in Blau-Rot: Levante überrascht

Madrid (dpa) - Sie spielen in Blau und Rot, sind in dieser Saison noch ungeschlagen und stehen in der spanischen Fußball-Liga ganz oben: Die Rede ist nicht vom FC Barcelona, sondern vom Außenseiter UD Levante.

Der Club aus der Hafenstadt Valencia, einer der ärmsten in der Primera División, rangiert nach sechs Spieltagen punktgleich mit Barça an der Tabellenspitze - zum ersten Mal in seiner 102-jährigen Vereinsgeschichte.

Der Außenseiter gewann beim bisherigen Spitzenreiter Betis Sevilla 1:0 und hat einen Punkt mehr auf dem Konto als Real Madrid, das dank eines Dreierpacks von Gonzalo Higuaín einen 4:0-Sieg bei Espanyol Barcelona feierte. Der Titelverteidiger Barça erklomm mit einem 1:0-Arbeitssieg bei Sporting Gijón erstmals in dieser Saison die Spitze.

Neben den Vereinsfarben und der Tabellenführung hat UD Levante mit dem Meister und Champions-League-Sieger nichts gemein. Beide Clubs trennen Welten. Während Levante mit einem Jahresbudget von 20 Millionen Euro auskommen muss, verfügt Barça über 460 Millionen, 23-mal so viel. Levante hat in seiner Elf keine Weltstars wie Lionel Messi oder Xavi, sondern Fußballer, die in anderen Clubs ausrangiert worden waren.

In dem Team, das bei Betis gewann, standen neun Spieler, die die 30 überschritten haben. Die Abwehrrecken Javi Ventas und Sergio Ballesteros sind gar älter als 35 Jahre. Kapitän Ballesteros (36), den Trainer Jupp Heynckes in den 90er Jahren für CD Teneriffa verpflichtet hatte, gewann kürzlich beim 1:0-Erfolg von Levante über Real Madrid sogar ein Sprintduell mit dem Weltstar Cristiano Ronaldo.

„Wir sind klein und bescheiden“, sagte der Vater von vier Kindern, dem der Ruf eines Raubeins anhängt. „Für unseren Erfolg müssen wir hart arbeiten. Das ist es, was die Leute schätzen.“ Ballesteros & Co kassierten in sechs Spielen nur drei Gegentreffer und bilden damit die beste Abwehr der Liga. „Dass wir oben stehen, ist schön, aber es ist nur eine Anekdote“, meint Trainer Juan Ignacio Martínez.

Der 47-Jährige ist ebenfalls eine Entdeckung in Spanien. Er hatte bisher nur Teams in den unteren Klassen betreut und vollbrachte gleich in seiner ersten Saison in der Primera División ein kleines Fußballwunder. Sein Erfolgsrezept: Er hat die Routiniers zu so viel Enthusiasmus und Engagement ermuntert, dass es scheint, als stünden die über 30-Jährigen nicht am Ende, sondern am Anfang ihrer Profi-Karriere.