Ecuadors erster Indio-Verein hat große Träume
Quito (dpa) - Auch nach sieben Spieltagen wartet Mushuc Runa noch auf den ersten Saisonsieg. Aber der ecuadorianische Fußballclub hat sein größtes Ziel bereits erreicht. Als erster Verein indianischen Ursprungs gelang der Aufstieg in die erste Liga des Landes.
Mushuc Runa bedeutet in der Quechua-Sprache „Neuer Mensch“. Der Name zeugt auch vom Stolz der Mannschaft, deren Spieler zu offiziellen Anlässen einen traditionellen Anden-Poncho über den Trikots tragen.
Für Vereinspräsident Luis Chango, der selbst einem Indio-Stamm angehört, ist dies erst der Anfang. „Warum sollten wir eines Tages nicht auch indigene Spieler in großen Clubs und der Nationalelf haben?“ Das Problem sei, dass sich bisher niemand darum gekümmert habe, den Nachwuchs zu fördern.
Mushuc Runa habe von Null angefangen, sagt Chango. Der Club sei aber inzwischen in der Jugendarbeit sehr aktiv. Derzeit werden rund 240 Kinder in der vereinseigenen Fußballschule trainiert, die Hälfte von ihnen kommen von verschiedenen Indio-Stämmen. Insgesamt sind etwa sieben Prozent der 14,5 Millionen Einwohner des Landes Indios.
„Nur mit Taten können wir die mentalen Barrieren durchbrechen, wir müssen uns auf dem Spielfeld beweisen“, heißt es auf der Internetseite des Vereins. Nach dem Aufstieg musste sich Mushuc Runa allerdings Verstärkung von außen holen und verpflichtete Spieler anderer nationaler Clubs sowie aus Argentinien und Uruguay. Auch Trainer César Vigevani ist Argentinier.
So blieb in der Stammelf als einziger Ureinwohner Stürmer Serafín Pandi übrig. „Als indigener Spieler hat man es in diesem Beruf schwer“, sagt der 28-Jährige. Er wolle aber anderen den Weg ebnen. Derzeit ist der Publikumsliebling vom Stamm der Chibuleo noch der einzige Indio-Profi der Liga. „In sieben oder acht Jahren wird sich das aber geändert haben“, ist Vereinsboss Chango überzeugt.
Gegründet wurde der Club im Januar 2003 in der Andenstadt Ambato, die wegen ihrer fruchtbarer Böden als „Stadt der Blumen und Früchte“ bekannt ist. Sie befindet sich in 2500 Metern Höhe am Fuße des noch aktiven Vulkans Tungurahua. Rund 40 Prozent der 330 000 Einwohner sind indianischen Ursprungs. Die Spiele werden vom örtlichen Radiosender sowohl auf Quechua als auch auf Spanisch übertragen.
Jahre zuvor hatte Chango mit Partnern eine Genossenschaftsbank gegründet, die dann zum Hauptsponsor wurde. Heute hat der Verein ein Budget von rund 2,3 Millionen US-Dollar (rund 1,7 Millionen Euro) und baut gerade sein eigenes Stadion.
Alte Traditionen spielen dabei eine große Rolle: Die Arena in rund 3660 Metern Höhe wird in der Gemeinde Pilahuin nach dem Minga-System gebaut, einer Form kommunaler Gemeinschaftsarbeit, die es schon zu Zeiten der Inkas gab. Die Bewohner beteiligen sich dabei in ihrer Freizeit unentgeltlich an den Arbeiten.
In den Medien erhält der Verein viel Zuspruch. Kein anderer Club habe in den vergangenen Jahren so große Fortschritte gemacht, heißt es. So hat sich Vereinspräsident Chango auch große Ziele gesetzt: „Wir streben einen Platz unter den ersten sechs an, um auch an einem internationalen Turnier teilnehmen zu können.“ Bei zwei Toren und zwei Unentschieden aus sieben Spielen wird das noch ein weiter Weg.