Einbruch: Katar verteidigt Festnahme von BBC-Team
Doha (dpa) - Wegen Recherchen zum Umgang mit ausländischen Arbeitern im WM-Gastgeberland Katar ist erneut ein westliches Kamerateam festgenommen worden.
Nachdem kürzlich bereits Journalisten der ARD für fünf Tage festgesetzt worden waren, berichtet nun ein BBC-Korrespondent, zusammen mit seinem Team in Gewahrsam genommen und „wie Spione behandelt“ worden zu sein. Katars Regierung wirft der Crew vor, in ein Privatgelände eingedrungen zu sein.
Laut BBC-Darstellung war die vierköpfige Gruppe in Katars Hauptstadt Doha auf dem Weg zu Gastarbeitern aus Nepal unterwegs, als Männer in acht weißen Autos sie gestoppt, durchsucht und zum Polizei-Hauptquartier gebracht hätten. Dort seien sie von Mitarbeitern des Geheimdienstes verhört worden. Wann dies passiert sei, wurde zunächst nicht mitgeteilt.
Während der Befragungen seien dem Reporter Fotos gezeigt worden, die belegten, dass er bereits seit Tagen überwacht werde. Die BBC-Mitarbeiter mussten nach eigener Darstellung zwei Nächte im Gefängnis verbringen. Ihre Ausrüstung sei bislang nicht wieder aufgetaucht. Die Arbeits- und Lebensbedingungen der ausländischen Gastarbeiter in Katar, wo 2022 die Fußball-Weltmeisterschaft ausgetragen werden soll, werden seit Jahren heftig kritisiert.
Der Weltverband FIFA erklärte auf Anfrage, dass jeder Hinweis auf eine Einschränkung der Pressefreiheit mit „der nötigen Ernsthaftigkeit“ geprüft werde. „Wir versuchen von den katarischen Behörden Klarheit über die Situation zu erlangen.“
Die Regierung des Golfstaats verteidigte dagegen die Festnahme: Die BBC hätte an einer Tour für Pressevertreter wenige Tage später teilnehmen sollen, habe aber beschlossen, zuvor selbst Ortsbesuche zu machen. Dabei hätte die geplante Tour auch „einige der schlechtesten Arbeiterdörfer“ beinhaltet: „Sie hätten - am helllichten Tag - die Camps besuchen können, in die sie in der Nacht einbrechen wollten“, hieß es in einer Stellungnahme.
Erst Anfang Mai hatte die ARD mitgeteilt, dass eines ihrer Teams in dem Emirat während Dreharbeiten festgenommen und erst nach 14 Stunden wieder freigelassen worden war. Die Journalisten mussten aber noch fünf Tage im Land bleiben. Das Emirat hatte das Vorgehen der eigenen Sicherheitsbehörden mit Verweis auf eine fehlende Drehgenehmigung gerechtfertigt.