„Einstellung wie mit 20“: Klose brennt weiter vor Ehrgeiz
Mainz (dpa) - Sein Empfang war dem eines Weltmeisters würdig. „Miiiiiiiiroslav Klose“, brüllte der Stadionsprecher von Mainz 05 in sein Mikrofon - und mehr als 12 000 Zuschauer im alten Bruchwegstadion antworteten darauf mit donnerndem Applaus.
„Das ist ein schönes Gefühl“, sagte der Stürmer von Lazio Rom nach der weniger schönen 0:3 (0:1)-Schlappe seines Clubs im Testspiel in Mainz. „Ich komme immer gern in die Heimat. Leider bin ich viel zu selten hier. Aber wenn ich mal da bin, freue ich mich jedes Mal.“
Seit fast zwei Monaten ist Klose 37 Jahre alt. Den Höhepunkt, der im Fußball alles andere überstrahlt, hat er auch schon vor über einem Jahr erreicht. Klose ist Weltmeister, mehr kann er als Fußballer nicht erreichen. Er hätte längst aufhören oder zum Ausklang seiner Karriere noch einmal in die USA wechseln können. Doch der erfolgreichste Torjäger der WM-Geschichte hat seinen Ehrgeiz noch immer nicht verloren - das klang am Mittwochabend in Mainz aus jedem seiner Sätze heraus. „Ich hatte in der letzten Saison keine Verletzungen und konnte deshalb fast jedes Spiel mitmachen. Ich hoffe, dass ich noch mal so ein Jahr habe“, meinte er.
Lazios Sportdirektor Igli Tare hört das gern. „Er hat mit 37 noch die gleiche Einstellung wie mit 20“, sagt der frühere Bundesliga-Profi des 1. FC Kaiserslautern über Klose. „Er ist ein Vollprofi durch und durch. Mit seiner Erfahrung und seiner Professionalität ist er immer noch eine Bereicherung für uns.“
Am 8. August spielen die Römer im italienischen Supercup gegen Juventus Turin. Am 18./19. sowie 25./26. August folgen dann die beiden für den Verein noch viel wichtigeren Playoff-Spiele zur Champions League. Auf diesem hohen Niveau weitermachen zu können, war ein wichtiges Argument für Klose. Die Aussicht, noch einmal in der Champions League aufzulaufen, hatte für ihn einen größeren Reiz als ein sportlicher Vorruhestand irgendwo in Übersee.
Und so quält sich Klose noch einmal durch die 16. Saisonvorbereitung seiner langen Laufbahn. Trainingslager in Österreich, Testspiel in Mainz, Weiterflug nach China am Freitag: Die körperliche Schinderei ist in diesen Tagen auch noch mit viel Reiserei verbunden. So sehr sich der Stürmer auch freute über den stürmischen Empfang in Mainz, noch mehr ärgerte er sich am Bruchweg über den Ausgang des Spiels.
„Das war ein Test, den wir natürlich nicht verlieren wollten“, sagte Klose. „Klar, die Mainzer sind in der Vorbereitung weiter als wir. Aber wir haben bisher überhaupt noch nicht unseren Rhythmus gefunden.“ Nacheinander verlor Lazio in den vergangenen Tagen gegen den belgischen Club RSC Anderlecht (1:3), den tschechischen Club Sigma Olmütz (2:3) und nun auch noch in Mainz. „Wir dürfen uns nicht auf den Lorbeeren der vergangenen Saison ausruhen. Alles fängt wieder bei Null an. Wir kriegen nichts geschenkt“, meinte der Weltmeister.
So redet niemand, der seine Karriere nur noch ausklingen lassen will. So spricht nur jemand, der auch mit 37 Jahren noch Ziele hat. Kurz vor der Abfahrt aus Mainz fragte ihn ein russischer Journalist, ob er sich vorstellen könne, genau wie Kevin Kuranyi noch einmal für viel Geld nach Russland zu wechseln. Klose schüttelte gleich mehrfach seinen Kopf. „Da kennen Sie mich schlecht“, sagte er nur.