„Deutscheste Mentalität“ Ex-Coach Schäfer setzt im Afrika-Cup-Finale auf Kamerun

Libreville (dpa) - Unter Winfried Schäfer gelang Kameruns Fußballern der letzte große Triumph beim Afrika Cup, 15 Jahre später soll es jetzt wieder klappen.

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Allein schon die Teilnahme am Finale gegen Rekordchampion Ägypten am Sonntag (20.00 Uhr) sei „ein Traum“, schwärmte Kameruns Trainer Hugo Broos und bescheinigte seiner Mannschaft eine ganz besondere Siegermentalität. Das Team um die Zweitliga-Legionäre Jacques Zoua aus Kaiserslautern und Edgar Salli aus Nürnberg lasse sich „einfach nicht aufhalten“, urteilte der Coach. Auch Ex-Trainer Schäfer ist optimistisch - aus gutem Grund. „Die Kameruner haben beim Afrika Cup vielleicht die deutscheste Mentalität aller Teams: Sie spielen nüchtern und ergebnisorientiert“, sagte er in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Ein 2:0 im Halbfinale gegen Ghana sicherte der formstarken Mannschaft den Einzug ins Endspiel, in dem am Sonntag in Gabuns Hauptstadt Libreville der neue Titelträger ausgespielt wird. Ägypten ist mit sieben Erfolgen Rekordsieger, die Kameruner hoffen auf ihren fünften Titelgewinn nach 1984, 1988, 2000 und eben 2002 unter Schäfer. Der 67 Jahre alte Deutsche schaffte es in seiner Amtszeit zwischen 2001 und 2004 in vorzüglicher Art und Weise, die Spielstärke der Kameruner mit taktischer Disziplin zu verknüpfen.

Unter Schäfer wurden die Kameruner nicht nur Afrika-Cup-Sieger, sondern überzeugten auch bei der WM 2002 und schafften es beim Confed-Cup im Jahr darauf sogar ins Finale. Erst ein Golden Goal bescherte damals Frankreich im Endspiel den Titel, nachdem Schäfers Team zuvor unter anderem Brasilien geschlagen hatte. Diese Zeiten sind lange vorbei, bei den Weltmeisterschaften 2010 und 2014 blieben die Kameruner zuletzt chancenlos und mussten nach der Vorrunde jeweils ohne jeden Punkt die Heimreise antreten.

Das Spielerpotenzial sei zwar gut, doch in Kamerun gebe es wie in vielen anderen afrikanischen Ländern häufig immense Mängel in Disziplin- und Taktikfragen, sagte Schäfer. Als er seinen Job in dem zentralafrikanischen Land aufnahm, hätten ihm sogar die Spieler selbst bescheinigt, dass sie klare Vorgaben von oben bräuchten.

„Vor meinem ersten Länderspiel habe ich die einzelnen Jungs in ihren Clubs besucht. Und das, was mir alle Spieler gesagt haben, war: "Trainer, was wir brauchen, ist Disziplin. Den Rest machen wir dann schon!"“, berichtete Schäfer. „Einige Spieler zwingen dich mit ihrem Verhalten auch schnell dazu, ihnen direkt auf die Finger zu hauen. Wenn du richtig reagierst, kriegst du die Disziplin rein, so haben wir 2002 den Durchmarsch geschafft.“

In afrikanischen Teams müsse ein Trainer in verschärfter Weise erzieherische Maßnahmen anwenden, um für Geschlossenheit zu sorgen. „Als Trainer musst du dort der große Bruder sein, du musst knallhart sagen: "Pass auf, Junge, wenn du morgen nicht gut trainierst, fliegst du nach Hause!"“, kommentierte Schäfer sein einstiges Vorgehen.

Mit dem Belgier Hugo Broos als Trainer könnten die Kameruner nun wieder einen großen Coup landen. Das Endspiel ist eine Neuauflage des Finales von 2008, als die von Otto Pfister trainierten Kameruner gegen Ägypten mit 0:1 verloren. Einer der härtesten Gegner Kameruns dürfte am Sonntag Ägyptens Torwart-Oldie Essam El Hadary (44) werden, der das Halbfinale gegen Burkina Faso im Elfmeterschießen mit zwei Paraden entschied. Doch Broos ist zuversichtlich: „In meinen 29 Jahren als Trainer habe ich nie ein Team wie dieses gehabt: eine Mannschaft voller Freunde“, sagte er.