Fenerbahce legt Einspruch ein - Kritik an UEFA

Istanbul (dpa) - Nach dem Ausschluss aus der Champions League will Fenerbahce Istanbul mit allen Mitteln um die Teilnahme an der Fußball-Königsklasse kämpfen.

„Wir werden von jeder Möglichkeit Gebrauch machen, um uns zu verteidigen“, sagte Fenerbahces Anwalt Haluk Burcuoglu dem türkischen Nachrichtensender NTV. Der Meister darf wegen Manipulationsverdachts nicht auf Europas größter Fußball-Bühne starten.

Am Donnerstag trat dann überraschend Fenerbahces Vize-Präsident Nihat Özdemir zurück: „Ich bringe dem Verein keinen Nutzen mehr. Mit dem heutigen Tag schließe ich das Buch Fenerbahce und trete mit sofortiger Wirkung aus allen Ämtern zurück.“

Die Kritik der Türken richtet sich vor allem gegen den Kontinentalverband UEFA. Aus der UEFA-Zentrale in Nyon soll massiver Druck auf den türkischen Fußballverband TFF ausgeübt worden sein. Die UEFA habe gedroht, die Türkei mit einer achtjährigen Sperre für alle europäischen Wettbewerbe zu belegen, sagte TFF-Präsident Mehmet Ali Aydinlar im türkischen Fernsehen. „Wir konnten dieses Risiko nicht eingehen.“ UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino wird in einer Mitteilung des Verbandes zitiert: „Der türkische Verband hat mit seiner Entscheidung bewiesen, dass er in voller Verantwortung handelt im Kampf gegen Korruption im Fußball.“

Der TFF hatte am Vortag mitgeteilt, dass Fenerbahce wegen angeblicher Spiel-Manipulationen aus der Champions League ausgeschlossen wird. Dafür rückt Vizemeister Trabzonspor in die Königsklasse auf. Insgesamt 30 Spieler und Funktionäre waren in den vergangenen Wochen und Monaten im Zusammenhang mit der Fenerbahce-Affäre in Haft genommen worden, darunter auch Clubchef Aziz Yildirim. Insgesamt stehen 19 Liga-Spiele unter Verdacht, manipuliert worden zu sein. Wegen des Skandals war der Saisonbeginn in der türkischen Süper Lig bereits um einen Monat verschoben worden.

Fans des 18-maligen Landesmeisters haben unterdessen zu einer Demonstration vor dem UEFA-Hauptquartier in der Schweiz aufgerufen. Für den 27. August plant der größte Fanclub „Genc Fenerbahceliler Dernegi“ vor dem Hauptsitz der UEFA in Nyon eine Kundgebung. Weltweit schicken Anhänger des Clubs zudem Protestbriefe per Mail und Fax an die UEFA und fordern die sofortige Rücknahme des Urteils.

Türkische Medien kommentierten drastisch den Ausschluss des Rekordmeisters: „Ein Dolch im Rücken des türkischen Fußballs“ oder „UEFA lässt in der Türkei die Fußballerde beben“. „Unsere Anwälte gehen vor das Schiedsgericht des türkischen Verbandes, um die Entscheidung zu annullieren“, hieß es in einer Fenerbahce-Mitteilung. „Der TFF hat kein Recht, Fenerbahce aus der Champions League auszuschließen. Wir sind immer davon ausgegangen, dass der TFF autonom wäre - aber das ist leider nicht der Fall“, betonte Vereins-Anwalt Haluk Burcuoglu. „Sie werden es früh genug merken, dass sie es mit Fenerbahce zu tun haben.“

Mit dem Ausschluss aus der Champions League sind auch die Aktien des Spitzenclubs an der türkischen Börse eingebrochen. Zum Handelsschluss am Mittwochabend verloren die Wertpapiere 9,15 Prozent. Der Club plante, durch die Königsklasse rund 25 Millionen Euro einzunehmen. Die Trabzonspor-Aktie stieg dagegen um 21,8 Prozent.

Am Mittwochabend hatte der zurückgetretene Club-Vizepräsidenten Özdemir noch im türkischen Fernsehen erklärt: „Wenn der TFF-Präsident glaubt, dass wir tatsächlich Spiele geschoben haben, dann soll er uns auch in die zweite Liga absteigen lassen. Ich bitte darum. Wir schaffen wieder den direkten Wiederaufstieg, darüber soll sich keiner Sorgen machen.“ Er glaube jedoch an die Kraft der Justiz.