Fernduell Barça-Real: 90 Minuten entscheiden Titelkampf

Madrid (dpa) - Luis Enrique weiß, was es heißt, am letzten Spieltag einen fast sicher geglaubten Meistertitel noch zu verspielen. Dem Trainer des FC Barcelona war dies als Profi von Real Madrid in den Jahren 1992 und 1993 gleich zweimal nacheinander widerfahren.

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Wenn Luis Enrique am Samstag mit dem alten und möglicherweise neuen spanischen Fußballmeister beim FC Granada antritt, wird der Barça-Coach an die zwei Niederlagen zurückdenken, die er vor gut zwei Jahrzehnten mit den Königlichen auf Teneriffa erlitten hatte. In Spanien sind die denkwürdigen Schlappen der Madrilenen auf der Kanareninsel unvergessen, die damals dem Barça-Team von Trainer Johan Cruyff am jeweils letzten Spieltag zum Titelgewinn verholfen hatten.

„Wir erwarten von niemandem irgendeine Schützenhilfe, wir vertrauen nur auf uns“, sagte Luis Enrique. „Nachdem wir so lange an der Tabellenspitze gestanden hatten, haben wir den Titel auch verdient.“ Es spricht in der Tat alles für eine Titelverteidigung der Katalanen.

Barça (88 Punkte) hat es selbst in der Hand, sich mit einem Sieg beim FC Granada den 24. Meistertitel zu sichern. Für die Andalusier geht es um nichts mehr, nachdem sie vor einer Woche den Klassenerhalt gesichert hatten.

Der Barça-Angriff mit Lionel Messi, Luis Suárez und Neymar hat zudem nach einer Schwächeperiode zu seiner Bestform zurückgefunden. Die Katalanen treten in Granada mit der Empfehlung einer Bilanz von 21:0 Toren aus den letzten vier Spielen an. Auch die Statistik spricht für Messi & Co: In der Geschichte der Liga lieferten sich Real und Barça sechsmal am letzten Spieltag ein Fernduell um den Titel, fünfmal gewannen die Katalanen die Trophäe (1929, 1960, 1992, 1993 und 2010), die Madrilenen nur einmal (2007).

Real-Trainer Zinédine Zidane kann nur darauf hoffen, dass der Rivale stolpert und sein Team bei Deportivo la Coruña gewinnt. „Wir sind noch voll im Rennen“, machte der Franzose seiner Elf Mut. „Wir müssen gewinnen, und dann sehen wir, was passiert.“ Real gewann zuletzt elf Punktspiele nacheinander und verkürzte den Rückstand hinter Barça damit von zwölf auf einen Zähler. Die Madrilenen wollen in La Coruña, für das nichts mehr auf dem Spiel steht, rasch in Führung gehen, um auf diese Weise Barça aus der Ferne unter Druck zu setzen.

Sie sind dabei aber auf eine Schützenhilfe des FC Granada angewiesen. Dort gehören drei ehemalige Barça-Profis zu den Schlüsselfiguren: Innenverteidiger David Lombán, Mittelfeldspieler Rubén Rochina und Angreifer Isaac Cuenca. Diese wollen in der Partie gegen ihren Ex-Club aber nicht Spalier stehen. „In der letzten Minute das Siegtor gegen Barça zu schießen, das wäre spitze“, schwärmt Cuenca. Das Trio weist auch Vermutungen zurück, von Real eine Erfolgsprämie in Aussicht gestellt bekommen zu haben. „Das ist Unsinn“, betonte Lombán. „Wir sind auch so hinreichend motiviert.“

In Spanien kursieren jedes Jahr zum Saisonschluss Gerüchte über „maletines“ (Geldköfferchen). Lange Zeit waren Siegprämien für Mannschaften, für die es um nichts mehr ging, im spanischen Fußball durchaus üblich. Sie waren offiziell auch nicht verboten. Dies hat sich jedoch geändert. „Wir gehen davon aus, dass Real sich an das Reglement hält“, sagte Liga-Präsident Javier Tebas auf die Frage, ob die Madrilenen dem FC Granada eine Prämie in Aussicht stellten.