FIFA-Chef Blatter: „Alle Zweifel ausgeräumt“
Zürich (dpa) - Zwei Wochen vor der Abstimmung über die WM-Gastgeber 2018 und 2022 hat FIFA-Präsident Joseph Blatter weitere Korruptionsfälle ausgeschlossen, die Fußball-Familie beschwichtigt und sich gegen jeden Generalverdacht gewehrt.
Geheime Absprachen unter WM-Bewerbern könnten zwar nicht vermieden werden, müssten aber im Betrugsfall untersucht und strikt unterbunden werden. „Wenn man die sechs Fälle von suspendierten Personen sieht und dagegen 300 Millionen Fußballer weltweit, heißt das nicht, dass der gesamte Fußball korrupt ist“, sagte der 74 Jahre alte Schweizer auf einer Pressekonferenz in Zürich. Er sei kein Prophet, aber bis zum Abstimmungstag am 2. Dezember in Zürich werde es „keine weiteren Fälle geben“, versicherte Blatter nach der Tagung der FIFA-Exekutive. „Alle Zweifel sind ausgeräumt.“ Die ganze Welt schaue gespannt und mit Vorfreude auf den 2. Dezember.
Erst am Vortag hatte die Ethik-Kommission des Internationalen Fußball-Verbandes (FIFA) sechs Funktionäre suspendiert. Amos Adamu (Nigeria) und Reynald Temarii (Tahiti) wurden ausgeschlossen; außerdem wurden vier ehemalige Exekutivmitglieder, die schon suspendiert waren, gesperrt. Die Strafen fielen überraschend mild aus. Blatter zeigte sich „zufrieden, aber nicht glücklich“ mit den Ergebnissen der Untersuchungen durch die Ethik-Kommission. Man könne nicht glücklich sein, „wenn man Mitglieder unserer Familie bestrafen muss, das ist kein Vergnügen“, gestand der Schweizer, der 1998 zum achten FIFA-Präsidenten gewählt worden war.
Ohne Folgen waren kolportierte Mauscheleien zwischen der gemeinsamen Kandidatur Spaniens und Portugals und den Bemühungen Katars geblieben. Die WM-Planer wurden von allen Manipulationsanschuldigungen freigesprochen, Stimmabsprachen getroffen zu haben. „Man kann geheime Absprachen nicht vermeiden“, gab der FIFA-Präsident zu, aber wenn irgendetwas da nicht mit rechten Dingen zugeht, dann sollte jemand eingreifen.“ Auch in der Politik, zwischen Parteien gebe es geheime Absprachen. Diese Praxis, erklärte der FIFA-Boss, ist von keinem Gericht in Europas und weltweit für unrechtmäßig erklärt worden.
Bewerber für die WM-Endrunde 2018 sind England, Russland, Spanien/Portugal und Belgien/Niederlande. Den Fünfkampf für 2022 bestreiten die USA, Katar, Südkorea, Japan und Australien. In vier Jahren ist Brasilien Gastgeber der Fußball-WM.
Durch den Ausschluss von Adamu und Temarii werden sich jetzt nur noch 22 statt wie bisher üblich 24 Exekutivmitglieder am finalen Votum beteiligen. Die beiden Exekutiv-Mitglieder waren bereits am 22. Oktober vorläufig suspendiert worden. Der Afrikaner wurde zudem mit 10 000 Schweizer Franken (ca. 6500 Euro) bestraft, Temarii muss 5000 Franken zahlen.
Die britische „Sunday Times“ hatte den Fall ins Rollen gebracht. Reporter der Zeitung hatten Adamu und Temarii Geld für ein bestimmtes Abstimmungsverhalten angeboten. „Ich bin nicht erfreut, wenn der FIFA Korruption vorgeworfen wird. Das ist nicht fair. Es ist nicht fair, Fallen zu stellen“, kritisierte Blatter. „Aber es gab uns die Möglichkeit, etwas zu bereinigen und unserem großen Ziel näher zu kommen: Ein sauberer Fußball für 300 Millionen.“