Früherer Bischof Huber kritisiert FIFA und Katar-Votum
Berlin (dpa) - Der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands, Wolfgang Huber, hat den Fußball-Weltverband FIFA heftig kritisiert. Zudem verlangte der ehemalige Bischof in einem Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“, Katar die WM 2022 wieder zu entziehen.
„Es ist doch sehr offensichtlich, dass die Vergabe auf dem Weg der Korruption zustande gekommen ist, auch wenn die FIFA sich selbst von jeglicher Schuld freispricht“, sagte er.
Man versuche, absurde Korrekturen an der Entscheidung zu vollziehen, „statt die Entscheidung selbst zurückzunehmen“. Huber forderte den Deutschen Fußball-Bund (DFB) auf, die Initiative zu übernehmen: „Ich hoffe, das geschieht noch.“
Eine Rücknahme des Votums für Katar ist quasi auszuschließen. Am Donnerstag einigten sich die Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees auf ein Turnier im November und Dezember 2022 in dem Emirat - mit einem Finale am 18. Dezember.
Massiv ging Huber die FIFA und dessen Präsidenten Joseph Blatter selbst an. „Ich halte es für eine Katastrophe, wie die FIFA den Fußball repräsentiert“, sagte der 72-Jährige. Wenn sich die FIFA nicht reformieren lasse, dann gebe es nur die Möglichkeit, einen neuen Verband zu gründen. Hier seien die Europäer gefordert.
Zur wahrscheinlichen Wiederwahl Blatters im 29. Mai auf dem FIFA-Kongress meinte Huber: „Man muss keine Charakterstudie von Sepp Blatter vornehmen, denn über ihn ist alles gesagt, sondern eine Charakterstudie der FIFA.“ Was laufe falsch in einem Verband, bei dem ein Präsident nur zu sagen braucht, dass er noch einmal kandidiert, und schon wird er automatisch gewählt, fragte der Theologe.