Im Zentrum von Ermittlungen Fußballerpate und Clubschreck: Spielerberater Mino Raiola

Rom (dpa) - Er hat wieder zugeschlagen. Mino Raiola, einer der mächtigsten Fußballerberater und Spielervermittler der Welt. Geliebt von seinen Spielern, gefürchtet von Europas Clubbossen. Beim AC Mailand tobt gerade ein Streit um das Torwart-Wunderkind Gianluigi Donnarumma, den Raiola angezettelt haben soll.

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Davon unabhängig steht Raiola wohl im Zentrum von Ermittlungen des Weltfußballverbandes FIFA gegen Juventus Turin wegen des Rekordtransfers von Paul Pogba aus Italien zu Manchester United. Wer ist dieser Mann, der die - manche sagen verrücktesten - Fußballstars wie Zlatan Ibrahimovic oder Mario Balotelli vertritt?

Raiola wurde in Nocera Inferiore geboren, einer schmucklosen Stadt südlich von Neapel. In der Großfamilie hätten 45 Leute in drei Häusern nebeneinander gelebt, erzählte er. Als er ein Jahr alt war, zog seine Familie nach Haarlem in den Niederlanden, wo sie eine Pizzeria eröffnete. Raiola trainierte sein Verhandlungsgeschick schon in jungen Jahren: Er handelte die Verträge mit den Lieferanten aus. Das Jurastudium schmiss er nach kurzer Zeit hin. „Ich finde es besser, viel Geld zu verdienen und sich einen Anwalt zu kaufen“, sagte er.

Die Diplomatie ist nicht sein Metier. Stattdessen versteht er die Kunst perfekt, einen Hype zu schaffen. Und darum geht es im Fußballgeschäft schließlich häufig. Über die erste Annäherung mit seinem wohl bekanntesten Schützling, den schwedischen Fußballstar Ibrahimovic, sagte er einmal: „Ich glaube, das Erste, was ich ihm sagte, war, er solle sich ins Knie ficken.“ Schriftliche Verträge macht er mit seinen Spielern nicht. „Wenn ein Zahnarzt mich bitten würde, vorher einen Zwei-Jahres-Vertrag zu unterschreiben, würde ich das auch nicht machen. Wenn er denkt, er findet einen besseren, dann sollte er gehen.“ Doch seine Spieler bleiben offenbar auch so bei ihm.

Wer ihm dagegen in die Quere kommt, wird beschimpft. Über den früheren BVB-Trainer Jürgen Klopp sagte er wegen dessen Umgang mit seinem Schützling, dem Italiener Balotelli, beim FC Liverpool zum Beispiel: „Zu sagen, dass er sich nicht korrekt verhalten hat, ist eine Untertreibung. Er war ein Scheißkerl.“

Bei den Transfers seiner Fußballer verdient er ordentlich mit, so dass er laut Forbes-Magazin zu den reichsten Spielervermittlern gehört. „Natürlich, ich bin kein Romantiker. Je mehr sie verdienen, desto mehr nehme auch ich mit nach Hause“, sagte er.

Beim Rekordtransfer des Franzosen Pogba für 105 Millionen Euro zu Manchester United soll er letztes Jahr bis zu 50 Millionen verdient haben. Allein Juventus gab an, 27 Millionen an Raiola gezahlt zu haben. „Ich sage nur, es ist nicht die richtige Zahl: Vielleicht ist es weniger, aber vielleicht ist es mehr“, so Raiola. Hintergrund der FIFA-Ermittlungen gegen Juventus soll der Verdacht auf einen Interessenkonflikt sein, weil Raiola bei dem Transfer sowohl für den italienischen Rekordmeister als auch für Manchester und den Spieler als Agent aufgetreten sein soll.

Beim AC Mailand hingegen knirscht es, weil der 18 Jahre alte Torwart Donnarumma eine hochvergütete Vertragsverlängerung ausgeschlagen hat - und das, obwohl noch vor Kurzem alles auf die große Liebe zwischen dem Torwarttalent und dem Serie A-Traditionsverein hingedeutet hatte. Raiola macht nun der Verein dafür verantwortlich, auf Donnarumma Druck ausgeübt zu haben und ihn mit einem „vergifteten Klima“ vergrault zu haben. Raiolas Meinung: „Hier stinkt es nach Mobbing. Besser aufrecht zu sterben, als auf den Knien zu leben.“