Gewehre im Schrank - Drogba will ersten Titel
Frankfurt/Main (dpa) - Für die Bundesliga-Clubs ist das Turnier ein lästiges Ärgernis, für die nominierten Profis neben der Weltmeisterschaft das Größte: Pünktlich zum Rückrunden-Auftakt haben sich elf Erstliga-Spieler zum 28. Afrika-Cup in Gabun und Äquatorialguinea abgemeldet.
Vom Titeltriumph beim Finale am 12. Februar in Libreville träumen auch Stars wie Didier Drogba, ein Trainer aus Mannheim und ein deutsch-angolanischer Mittelfeldspieler vom Drittligisten Preußen Münster. José-Pierre Vunguidica, der sich selbst einen „Kölschen Jung“ nennt, ist in Luanda geboren; seine Eltern mussten flüchten, als er zwei Jahre alt war. Vom 1. FC Köln ist der 22-Jährige derzeit an Münster ausgeliehen. „Für Angola im Afrika-Cup zu spielen, ist wie für einen Deutschen bei der EM antreten zu dürfen. Es ist ein Traum“, sagte Vunguidica, der im linken Mittelfeld aber Djalma vom FC Porto den Vortritt lassen muss. „Unser Vorteil ist, dass wir erst im letzten Gruppenspiel auf die Elfenbeinküste mit Drogba, Kalou und Traore treffen.“ Das Viertelfinale sei für den WM-Teilnehmer von 2006 das Ziel - „und dann ist alles möglich.“
Im Kader von Angola, aber noch nicht auf dem Rasen steht Nando Rafael: Der heutige Angreifer vom FC Augsburg hatte seine Heimat im Alter von acht Jahren verlassen, nachdem beide Eltern im Bürgerkrieg ums Leben gekommen waren. Seit 2005 ist er deutscher Staatsbürger und hat 13 Spiele für die U 21-Auswahl des DFB bestritten. Der 27-Jährige wartet auf seine Spielgenehmigung für das südwestafrikanische Land, von der FIFA gab es noch kein Grünes Licht.
Der gebürtige Mannheimer Gernot Rohr soll als Coach von Gabun die Gastgeber zum Sensationssieg führen - die Erwartungen sind himmelhoch. „Ich bin ja immer für Bescheidenheit, aber dort wollen eben alle gewinnen“, sagte der 58-Jährige, der einst bei Bayern München spielte, 21 Jahre in verschiedenen Funktionen bei Girondons Bordeaux tätig war und ein Hotel an der französischen Atlantikküste besitzt. Seit 23 Monaten ist Rohr Nationaltrainer in dem zentralafrikanischen 1,5-Millionen-Einwohner-Staat. „Wenn wir erst gar nicht aus der Vorrundengruppe rauskommen, dann holen sie die Gewehre aus dem Schrank und schießen auf uns.“
Da Titelverteidiger und Rekordchampion Ägypten (sieben Turniersiege) ebenso fehlt wie WM-Gastgeber Südafrika, Nigeria und Kameruns „Unzähmbare Löwen“ um Samuel Eto'o, gelten WM-Viertelfinalist Ghana, die Elfenbeinküste und Senegal als Favoriten.
Chelsea-Star und Kapitän Drogba (33) hofft auf seinen ersten Titel mit dem Nationalteam der Elfenbeinküste, aus der deutschen Eliteklasse sind Arthur Boka (VfB Stuttgart) und Didier Ya Konan (Hannover 86) dabei. „Wir wollen den Africa Cup of Nations gewinnen, er ist sehr wichtig für mich und mein Land“, sagte Yaya Touré, der Mittelfeldspieler von Manchester City und „Afrikas Fußballer des Jahres“.
Der Senegal setzt auf das Angriffsduo mit Papiss Cissé, der vor dem Anpfiff des Kontinentalturniers noch seinen Wechsel vom SC Freiburg zu Newcastle United perfekt machte, und sein künftiger Clubkollege Demba Ba. Der Ex-Hoffenheimer hat in 19 Spielen der Premier League schon 15 Mal getroffen.
Ohne einen einzigen Profi aus dem Ausland tritt der Sudan an. Für das politisch so gebeutelte Libyen, das zum Auftakt am Samstag (19.30 MEZ/alle Spiele in Eurosport) auf Äquatorialguinea trifft, war schon die Qualifikation ein Erfolg. „Wie wir es hierher geschafft haben, das war echt hart. Als wir Krieg in unserem Land hatten, haben wir nicht trainiert. Wir haben zwei Spiele gemacht und uns qualifiziert“, sagte Abwehrspieler Mohamed el-Mounir.
Die Fußballer aus Deutschland beim Afrika-Cup
Elfenbeinküste: Arthur Boka (28/VfB Stuttgart), Didier Ya Konan (27/Hannover 96), Angola José-Pierre Vunguidica (22/Preußen Münster), Nando Rafael (28/FC Augsburg) *
Marokko: Mohamed Amsif (22/FC Augsburg)
Tunesien: Karim Haggui (27/Hannover 96), Ammar Jemal (24/1. FC Köln), Sami Allagui (25/1. FSV Mainz 05)
Ghana: Charles Takyi (27/FC St. Pauli), Isaac Vorsah (23/1899 Hoffenheim), Mohammed Abu (20/Eintracht Frankfurt)
Mali: Garra Dembélé (25/SC Freiburg)
Guinea: Mamadou Bah (23/VfB Stuttgart), Ibrahima Traoré (23/VfB Stuttgart)
* Wartet noch auf Spielgenehmigung von der FIFA