Ghanas Essien: „Angst, in Ägypten zu spielen“
Kairo (dpa) - Der vermeintliche Spaziergang wird zur heiklen Mission. Die instabilen Machtverhältnisse in Ägypten bereiten Ghanas Fußballern vor dem entscheidenden Rückspiel der WM-Qualifikation am Dienstag Unbehagen.
Selbst der 6:1-Kantersieg im ersten Duell kann die Sorge der „Black Stars“ um den Schalker Kevin-Prince Boateng nur bedingt verringern. „Ich habe keine Angst vor dem ägyptischen Team. Aber ich habe Angst, in Ägypten zu spielen“, klagte Chelsea-Profi Michael Essien.
Die Skepsis, ob die Ägypter für die Sicherheit ihrer Gäste garantieren können, ist groß. Selbst die hohe Politik versuchte, Einfluss zu nehmen. So drohte Ghanas Präsident John Dramani Mahama, die FIFA und die ägyptischen Behörden für etwaige Schäden verantwortlich zu machen. Verhandlungen am Donnerstag in Kairo mit den Gastgebern und FIFA-Vertretern nahmen dem Präsidenten des ghanaischen Fußballverbandes GFA, Kwesi Nyantakyi, zumindest einen Teil der Sorgen. „Nach Überprüfung der Sicherheitspläne ist die GFA überzeugt, dass angemessene Maßnahmen für die Sicherheit unserer Spieler, Funktionäre und Fans getroffen wurden.“
Die Auswahl der Spielstätte soll helfen, Ausschreitungen zu verhindern. Wohlweislich findet die Partie in einem Militärstadion (Air Defence Stadium) statt. So wollen Militär und Polizei die Kontrolle behalten. Die Arena liegt in der Nähe der Polizeiakademie - wo auch Husni Mubarak und Mohammed Mursi vor Gericht stehen. Staatlichen ägyptischen Medien zufolge werden 27 000 Besucher im Stadion erwartet, das insgesamt 30 000 Menschen Platz bietet. Allerdings sollen die meisten Plätze laut „Kicker“ von Sicherheitspersonal eingenommen werden.
Zumindest aus sportlicher Sicht können sich die Westafrikaner sicher sein. Schließlich ist es kaum vorstellbar, dass Ghana den üppigen Vorsprung noch verspielt. „Wenn wir uns nach dem 6:1 im Hinspiel nicht qualifizieren, sollten wir gar nicht mehr nach Ghana zurückkehren“, sagte Boateng, der beim Kantersieg in Kumasi Mitte Oktober aufgrund einer Knieblessur gefehlt hatte.
Nach seinem vorläufigen Rückzug aus der Landesauswahl 2011 verspürt Boateng wieder große Lust auf internationale Einsätze: „Es ist mein erstes Spiel mit Ghana seit langem, ich freue mich drauf.“ Im Gegensatz zu seinem Mitstreiter Essien halten sich die Sorgen des Schalkers um die Sicherheit in Grenzen: „Wenn es zu gefährlich wäre, würde die FIFA kein Spiel dort ansetzen.“
Weniger eindeutig ist die sportliche Ausgangslage im zweiten afrikanischen Qualifikationsspiel am Dienstag. Nach dem umkämpften 3:2 im Hinspiel über Algerien vor heimischer Kulisse darf Burkina Faso weiter auf seine erste WM-Teilnahme hoffen. Auf Aristide Bancé, der im Hinspiel mit seinem späten Elfmetertreffer zum Matchwinner avanciert war, müssen die Gäste aber wohl verzichten. Eine erneute Verletzung an seinem gebrochenen Arm machen den Einsatz des Düsseldorfer Torjägers unwahrscheinlich.
Dennoch hofft Abwehrspieler Saidou Panandetiguiri auf einen neuerlichen Coup des Außenseiters: „Nun, da wir nur noch 90 Minuten von Brasilien entfernt sind, dürfen wir den Startplatz auf keinen Fall den Algeriern überlassen.“