Hitzfeld kontra Matthäus: Schweiz muss siegen

Europas Fußball-Großmächte Spanien, Italien und Niederlande können ihr EM-Ticket am Dienstag vorzeitig lösen. Für andere Nationen wie Österreich oder die Schweiz geht es um die letzte Chance.

Frankfurt/Main (dpa) - Weltmeister Spanien und Ex-Champion Italien wollen Deutschland vorzeitig zur Fußball-EM 2012 folgen, den Alpen-Kickern aus Österreich und der Schweiz droht dagegen das Aus. Im deutschen Trainerduell mit Lothar Matthäus zählt für Ottmar Hitzfeld und seine Eidgenossen am Dienstag gegen Bulgarien nur ein Sieg. Austria-Coach Dietmar Constantini bangt im Spiel gegen die Türkei nicht nur um die letzte EM-Chance, sondern auch um seinen Job.

Mit einem Pflichtsieg gegen Liechtenstein würde Titelverteidiger Spanien in der Gruppe I die Quali perfekt machen. Die Iberer sind wie die DFB-Auswahl und die Niederländer, die bei einem Erfolg in Finnland und gleichzeitigem Patzer von Schweden in San Marino ihr EM-Ticket buchen können, bisher ausnahmslos mit Siegen durch die Qualifikation spaziert. Der Fußball-Zwerg aus dem Fürstentum dürfte auf dem Weg zur Endrunde in Polen und der Ukraine keine hohe Hürde für das derzeit weltbeste Team darstellen.

Auch zwei Ex-Weltmeister steuern unbeirrt auf EM-Kurs. Italien (19 Punkte) empfängt in der Gruppe C Verfolger Slowenien (11) und will die Qualifikation mit einem Sieg endgültig sichern. In der Gruppe G kann England (14) im Insel-Duell mit Wales die EM-Teilnahme praktisch perfekt machen.

Für die schwach gestarteten Schweizer (5 Punkte) geht es dagegen um Alles oder Nichts. Nur ein Sieg erhält die Chance auf Rang zwei, den derzeit Montenegro (11) einnimmt. „Wir sind felsenfest davon überzeugt, dass wir den zweiten Gruppenplatz erreichen und in die Relegation kommen. Unser Glaube ist sehr groß, zumal der Trend bei Montenegro nach unten zeigt“, sagte Hitzfeld vor der Partie gegen Bulgarien.

Für das Team von Lothar Matthäus ist die EM nach der 0:3-Heimschlappe gegen England endgültig abgehakt. Hitzfeld dagegen hat bei seiner jungen Truppe nach dem schwachen Start eine Jetzt-erst-recht-Stimmung ausgemacht. „Keiner hat doch mehr an uns geglaubt. Das Team brennt und will sich beweisen“, sagte der frühere Meistercoach von Borussia Dortmund und Bayern München.

Um im EM-Rennen zu bleiben, setzt Hitzfeld auf Sturm und Drang. „Man muss etwas riskieren, sonst kann man nichts gewinnen. Deshalb werden wir den offensiven Weg einschlagen. Ich habe Vertrauen zu jedem einzelnen Spieler“, redete er seine Mannschaft stark und forderte: „Für uns gilt es, das Heft 90 Minuten in der Hand zu halten. Wir dürfen nicht in passive Phasen verfallen.“

Viel hoffnungsloser stellt sich die Lage in Österreich dar. Nach der 2:6-Pleite gegen Deutschland steht Trainer Constantini vor dem Rauswurf. Vom Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB) gab es statt Rückendeckung ein Ultimatum: „Sollte es gegen die Türken schiefgehen, muss man sich überlegen, ob es sinnvoll ist, mit ihm die restlichen zwei Spiele in Aserbaidschan und Kasachstan zu bestreiten“, sagte ÖFB-Präsident Leo Windtner.

Gegen die Skandal-geschädigten Türken spielt also nicht nur die Mannschaft, sondern auch der Trainer um die letzte Chance. Zwar betont Constantini, seinen bis zum Jahresende gültigen Vertrag erfüllen zu wollen, doch bei einer Niederlage wäre er wohl nicht mehr im Amt zu halten. In den Medien wird bereits über die Höhe der Abfindung für Constantini und mögliche Nachfolger spekuliert. Als heißer Kandidat wird dabei auch ein Deutscher gehandelt: Franco Foda vom Meister Sturm Graz.