Italien nach Balotelli-Aus in Not - Spanien Favorit
Fortaleza (dpa) - Torres, Villa, Soldado - Spaniens Nationaltrainer Vicente Del Bosque hat gewaltige Angriffsoptionen im Confed-Cup-Halbfinale. Und Italien? Nach dem Turnier-Aus von Mario Balotelli hat Coach Cesare Prandelli ein Problem.
Während Prandelli vor der EM-Finalrevanche gegen Spanien in Nöten ist, hat Del Bosque beim Fußball-Weltmeister die Qual der Wahl zwischen gleich drei erstklassigen Stürmern: Fernando Torres (5 Turniertore), David Villa (3) und Roberto Soldado (1).
„Spanien ist der Favorit, daran gibt es keinen Zweifel“, sagte Prandelli nicht nur unter dem Eindruck des Verlustes von Balotelli, der wegen einer Oberschenkelverletzung vorzeitig aus Brasilien abreiste. „Sie sind kaum zu besiegen“, urteilte Italiens Coach vor dem Halbfinale in Fortaleza.
„Der Trainer hat viele Möglichkeiten. Er kann aus vielen guten Spielern mit tollen Rekorden auswählen“, sagte Barça-Profi Villa, der kaum beginnen dürfte, zur komfortablen Situation seines Trainers. Auch Deutschland-Schreck Torres, der im EM-Finale 2008 in Wien das Siegtor beim 1:0 gegen das Team von Bundestrainer Joachim Löw erzielt hatte, muss selbst als führender Torschütze der Mini-WM befürchten, wieder auf der Bank zu sitzen. Obwohl der Profi vom FC Chelsea aktuell gut drauf ist. „Ich fühle mich gut, stark und selbstbewusst. Ich hoffe auf mehr Spielminuten“, sagte Torres.
In den zwei wichtigen Gruppenspielen gegen Uruguay (2:1) und Nigeria (3:0) lief jedoch jeweils Roberto Soldado in der Startelf auf. Der Torjäger vom FC Valenica spielte zum Auftakt gut und traf auch. Gegen Nigeria aber ließ er zwei Großchancen aus. Nach einer Stunde löste ihn der 29 Jahre alte Torres ab und traf bei seiner ersten Aktion gleich per Kopfballtor, wie es Instinktstürmer machen.
Del Bosque ließ sich trotzdem nicht in die Karten schauen für das große Duell mit Italien: „Roberto hat seinen Job erfüllt, Fernando hat seinen Job erfüllt. Ich war glücklich mit beiden Spielern.“ Die Krux ist, dass Spanien nicht auf einen Torjäger vorne drin angewiesen ist. Del Bosque hat auch schon Mittelfeldspieler Cecs Fabregas als verkappten Neuner agieren lassen. Torres kennt das Problem: „Wir haben ein großes Team, große Spieler, bei uns können alle Tore schießen, sogar die Verteidiger.“ Gegen Nigeria bewies das der linke Außenverteidiger Jordi Alba als Doppeltorschütze.
Das 1:0 war lehrbuchmäßig für das spanische Tiki-Taka. Eine Ballstafette wie an der Playstation über sieben Stationen schloss Alba in Mittelstürmerposition ab. „Wenn das System funktioniert, kann auch ein Abwehrspieler wie Jordi Alba in die Angriffsposition kommen, ohne dass wir die Balance in unserem Spiel verlieren“, bemerkte Del Bosque dazu. „Das ist Fußball, wie wir ihn lieben.“
Es sei doch „schön, soviel Auswahl im Angriff zu haben“, äußerte der 62-Jährige zu seinem Füllhorn an offensiven Möglichkeiten. Beim 4:0-Triumph im EM-Finale 2012 begann Del Bosque übrigens mit Fabregas als verkappter Spitze. Torres kam rein und erzielte das 3:0.
Bei der Neuauflage in Fortaleza würde El Niño (das Kind) seine Mannschaft nur zu gerne ins Endspiel gegen Brasilien oder Uruguay schießen. Und wenn Torres auch mit seinen Toren „vor allem dem Team helfen will“, möchte er das Turnier „natürlich gerne auch als Torschützenkönig beenden“. Mit fünf Toren führt er vor Abel Hernandez aus Uruguay (4 Tore) und mehreren Spielern mit drei Treffern, darunter Teamkollege Villa und Brasiliens Jungstar Neymar. Erfolgreichster Italiener war bislang - na klar - Balotelli (2). Und der reiste nach seinem Aus schwer geknickt zurück in die Heimat. Der Milans Stürmerstar hatte „Rache“ nehmen wollen für die EM-Finalpleite - stattdessen muss er jetzt in die Reha. Der AC Mailand braucht ihn schon bald für die Champions Legaue-Qualifikationsrunde.