Klinsmanns neue Mission: US-Soccer voranbringen
New York (dpa) - Braun gebrannt und besten gelaunt hat Jürgen Klinsmann seine Mission als Fußball-Nationaltrainer der USA angetreten und verbreitete gleich Aufbruchstimmung.
Mit einem US-Nationaltrikot mit seinem Namen in der Hand erschien der 47-Jährige zu seiner offiziellen Präsentation im Niketown-Gebäude in New York. „Ich bin seit 13 Jahren in den USA und kenne den Fußball sehr gut. Ich bin sehr aufgeregt. Das ist ein großer Moment für mich. Ich bin sehr stolz, dass ich Teil der Zukunft des US-Fußballs sein darf“, sagte Klinsmann in fließendem Englisch mit leichtem deutschen und US-Akzent. Der gebürtige Schwabe, der am. 29. Juli vom US-Verband als Nachfolger des entlassenen Bob Bradley benannt worden war, unterschrieb einen Vertrag bis zur WM 2014.
„Der Soccer in den USA ist einen langen Weg gegangen. Ich will ihn noch ein Stück weiter voranbringen. Ich habe meine eigenen Ideen, die will ich Schritt für Schritt umsetzen. Dabei muss ich aber bei jedem prüfen, ob er auch zu den USA passt“, machte Klinsmann deutlich, dass er seine Fußball-Philosophie den amerikanischen Verhältnissen anpassen will: „Ich will nicht mein europäisches Ding durchziehen.“ Fußball in den USA sei etwas ganz Besonderes: „Er ist ein Schmelztiegel mit vielen Einflüssen und unheimlich vielen Ideen“, betonte der ehemalige deutsche Bundestrainer.
Der amerikanische Verband erhofft sich von dem Deutschen einen Quantensprung für die Entwicklung seiner Nationalmannschaft, die in der Weltrangliste auf Position 30 rangiert. „Wir bewegen uns mit Klinsmann in die richtige Richtung. Wir starten mit ihm in eine neue Ära“, erklärte Verbandschef Sunil Gulati bei der Präsentation seines Wunschkandidaten, der sich in seinem Vertrag auch weitreichende Freiheiten zusichern ließ.
Klinsmann dämpfte indes die Hoffnungen auf einen schnellen Aufschwung: „Es ist noch ein langer Weg, um in die Top Ten zu kommen. Man muss realistisch sein, da gehören wir noch nicht hin.“ Zwar sei das Potenzial des Fußballs in den USA unheimlich gewachsen, aber: „Natürlich laufen hier nicht fünf Messis um die Ecke, die Jungs sind aber unheimlich ehrgeizig.“
„Es geht nicht um Macht, es geht um Möglichkeiten. Gerade auch die, Einfluss auf den Jugendfußball zu nehmen“, umriss der gebürtige Göppinger die Vorstellungen von seiner künftigen Tätigkeit in den USA. Die Profiliga MLS müsse man mehr auf ein technisches Niveau bringen. Dazu müssten die Kinder viel mehr Fußball spielen, das würde sich später vor allem im technischen Bereich bemerkbar machen, so Klinsmann. „Das ist ein Gebiet, wo viel Arbeit vor uns liegt“, ergänzte der Schwabe. Als spezielle Herausforderung nannte er auch die Größe der USA - Deutschland sei dagegen ein kleines Land.
Bis zum ersten Testspiel der US-Amerikaner in seiner Amtszeit am 10. August in Philadelphia gegen Mexiko bleibt ihm nicht mehr viel Zeit, seine Spieler kennenzulernen. Er müsse erst einmal jeden einzelnen analysieren, mit einigen habe er bereits gesprochen, betonte Klinsmann. Schnellstmöglich will er sein Aufgebot für das Freundschaftsspiel bekanntgeben. Erst im Juni 2012 wird es für die USA in der WM-Qualifikation ernst. Als einziger Gegner steht bisher Jamaika fest.
Auf jeden Fall freue sich seine Familie „unheimlich“, so der 35. Trainer in der Geschichte des US-Verbandes, dass sie nicht umziehen müsse. Das Leistungszentrum der Amerikaner liegt in Los Angeles und damit praktisch vor Klinsmanns Haustür.