Klinsmanns US-Team feiert „historischen Sieg“

Genua (dpa) - Ein historischer Triumph ohne triumphierende Gesten: Während sich die US-Spieler nach dem 1:0-Sieg gegen Italien jubelnd in den Armen lagen, schritt Jürgen Klinsmann bedächtig über den Platz und genoss den Erfolg im Stillen.

78 Jahre lang mussten die Amerikaner auf einen Fußball-Sieg über Italien warten, nun gelang dem deutschen Trainer mit dem US-Team der Coup. Der 1:0-Erfolg in Genua durch den Treffer von Clint Dempsey (55. Minute) war im elften Duell seit dem 27. Mai 1934 der erste Sieg. Genau 100 Tage vor Beginn der WM-Qualifikation gelang Klinsmann der bislang größte Erfolg in seiner Amtszeit als US-Trainer. Für die „Azzurri“ ging der vorletzte Test vor dem Ernstfall Europameisterschaft gründlich daneben.

„Das ist ein Italien zum Wegwerfen“, titelte die „Gazzetta dello Sport“ am Tag nach der historischen Niederlage. „Ein hässliches Italien, der nächste K.o.“, befand „Tuttosport“. „USA Today“ dagegen bejubelte einen „historischen Sieg“ und schrieb von Klinsmanns „persönlicher Revanche“ an Italien für das Halbfinal-Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 2006 in Dortmund gegen den späteren Weltmeister. Der „Miami Herald“ bezeichnete das Spiel von Genua als „Klinsmanns beste US-Leistung“.

„Ein Team vom Niveau Italiens zu besiegen, ist historisch für uns und ein sehr guter Sieg“, sagte Klinsmann, seit sieben Monaten Trainer der Amerikaner. „Wir wollten vor allem lernen, wie wir uns gegen ein Team wie Italien schlagen. Ich denke, die Boys haben sehr, sehr gut über 90 Minuten gespielt.“ Herausragend war die Defensive. Der Hoffenheimer Fabian Johnson und Steven Cherundolo (Hannover) behielten im Zusammenspiel mit Kapitän Carlos Bocanegra und Clarence Goodson trotz zahlreicher italienischer Angriffe die Übersicht.

„Vor allem taktisch war es eine Herausforderung“, meinte Klinsmann. „Wir mussten das Spiel vorausahnen, einen Schritt vorausdenken. Es war ein großer Schritt für die Spieler, über 90 Minuten sehr aufmerksam zu sein.“ Aus der Bundesliga kam außer Cherundolo und Johnson auch Danny Williams (Hoffenheim) von Beginn an zum Einsatz. Terrence Boyd wurde in der 79. Minute für Altidore eingewechselt. Somit gab der Stürmer früher sein Debüt in der Nationalmannschaft als in der Bundesliga. Bei Borussia Dortmund kam der gebürtige Bremer bislang lediglich in der Regionalliga-Mannschaft zum Einsatz.

„Ich fand die Niederlage unverdient. 100 Tage vor dem Turnier bin ich nicht beunruhigt“, meinte Italiens Trainer Cesare Prandelli nach Italiens erster Pleite in Genua seit 1924. „Ich glaube, bis Mai sind wir bereit.“ Prandelli hatte Mario Balotelli aus disziplinarischen Gründen gar nicht erst nach Genua eingeladen. Der Stürmer von Manchester City war in England nach einem Tritt zum Kopf seines Gegners für vier Spiele gesperrt worden. „Ohne Balotelli ist das kein richtiges Italien“, urteilte prompt der „Corriere dello Sport“.

Während Prandelli bis zum EM-Auftakt wohl noch unruhige Wochen bevorstehen, kann Klinsmann nach dem vierten Sieg in Serie entspannt nach vorne blicken. Und fügte der nicht ganz so illustren Schar besiegter Gegner Slowenien, Panama, Honduras und Venezuela nun einen prominenten Namen hinzu.